„Politik der Abschottung ist tödlich“

Tausende haben für die Seenotrettung von Flüchtlingen demonstriert. Crew-Mitglieder der „Sea-Watch 3“ liefen mit

Mehrere Tausend Menschen haben am Samstag in Norddeutschland für eine unbehinderte Seenotrettung im Mittelmeer demonstriert. Europaweit hatten Initiativen zu Demos aufgerufen.

In Hamburg zählte die Polizei mehr als 3.500 Menschen. Sie demonstrierten für die Freigabe des Rettungsschiffs „Sea-Watch 3“. Kapitän Dariush Beigui, der in Italien wegen der Rettung Schiffbrüchiger mit dem Schiff „Iuventa“ angeklagt ist, hielt eine Rede. Ein Grußwort von Carola Rackete, Kapitänin der „Sea-Watch 3“ wurde vom Band abgespielt und laut bejubelt.

Rackete war mit 40 Flüchtlingen an Bord ohne Erlaubnis der italienischen Behörden in den Hafen der Mittelmeerinsel Lampedusa eingelaufen und festgenommen worden. Mittlerweile ist sie wieder auf freiem Fuß, muss sich aber weiter vor Gericht verantworten. Laut der Ini­tiative „Seebrücke“ ertrinkt jede sechste Person während des Fluchtversuchs über das Mittelmeer.

Schuld sei die europäische Politik, die auf Abschottung setze, sagte Sascha Schießl vom niedersächsischen Flüchtlingsrat. „Diese Politik ist tödlich.“

In Bremen versammelten sich laut Polizei rund 1.000 Menschen. In Kiel nahmen etwa 250 Menschen an einer Demo teil, in Lübeck 350. In Niedersachsen waren es nach vorläufigen Veranstalterzahlen 2.500 Demonstranten. Aktionen gab es demnach in Hannover, Lüneburg, Osnabrück, Göttingen, Braunschweig, Hildesheim und Holzminden.

In Oldenburg war der Maschinist der „Sea-Watch 3“, Sören Moje, unter den Rednern. Er sagte, die zivilen Retter würden sich weiter engagieren. „Solange es noch Tote im Mittelmeer geben wird, machen wir ganz sicher weiter.“ Menschen könnten helfen, indem sie etwa für die Seenotrettung spendeten, zu den Demos gingen oder Briefe an das Bundesinnenministerium schrieben, damit sich etwas ändere. (epd/taz)