Kommentar von Kaija Kutter zur Schulverdichtung
: Große Schulhöfe sind kein Luxus

Hamburg wächst und ist eine beliebte Stadt. In jede Wohnung, die neu gebaut wird, ziehen Menschen ein, die meist auch Steuern zahlen. Es ist fatal, wenn dabei versäumt wird, Platz für Schulen frei zu lassen. Denn unsere verdichtete Stadt bietet den Kindern sonst keinen Raum.

Es ist bekannt und banal: Kinder spielen heute nicht mehr auf der Straße, denn da sind die Autos. Wie auf Schienen, so sagte mal ein Kindertherapeut, bewegen sich die Kinder durch die Stadt, von zu Hause zur Schule. Und wenigstens dort sollte Pausenfläche sein mit kleinteiliger Gebäudestruktur, damit sie hin und her laufen können. Locker bebaute Schulhöfe aus den 1960ern sind kein überkommener Luxus, wie uns Haushälter weiß machen wollen, sondern notwendig für gutes Aufwachsen. Hier lohnt es, für jeden Zentimeter zu kämpfen.

Richtig, bevor ein Kind ohne Schulplatz bleibt, sollten besser alle zusammenrücken. Aber als langfristige Planung ergibt die Nachverdichtung der Schulen überhaupt keinen Sinn. Es sei denn, die Autos verschwinden endlich komplett von den Straßen, wie die Grünen es kürzlich für Eimsbüttel vorschlugen.

Auch in den weiterführenden Schulen brauchen Kinder Platz, müssen die Systeme überschaubar sein. Der Senat zögert, die Chance zu nutzen und hier voll auf die Stadtteilschule zu setzen. Hätte Hamburg auf einen Schlag 20 neue integrierte Stadtteilschulen, wäre dies eine gute Möglichkeit, diese als Schulform für alle Kinder zu stärken.

Die Idee von Gymnasium und Stadtteilschule unter einem Dach klingt praktisch, birgt aber das Risiko einer dritten Schulform durch die Hintertür. Völlig offen ist auch, welche Geschenke SPD und Grüne noch bei den Verhandlungen für einen neuen „Schulfrieden“ machen, die sie zuletzt einseitig nur mit CDU und FDP hinter verschlossenen Türen im Rathaus führten. Der Plan ist, das Thema Schulpolitik aus dem Wahlkampf herauszuhalten.

Je nach Ergebnis könnte ein neuer Friedens-Pakt nach Gusto der Gymnasial-Lobby ergänzt mit einem im Herbst durchgepeitschten Schulentwicklungsplan auch gutes Futter für den Wahlkampf sein.