Charlotte Köhler
Der Wochenendkrimi
: Esoterik und Wissenschaft stehen sich gegenüber. Und dazwischen Architektur

Inspektor Robert Lewis und Assistent James Hathaway mit einem der unzähligen Mordverdächtigen Foto: Robert Day/ZDF

Ein Toter. Hundert Verdächtige. Mindestens. Etwa so jedenfalls fühlt es sich an beim Start der siebten Staffel von „Lewis – Der Oxford Krimi.“ Klingt nach reichlich Spannung. Aber keine Sorge, das täuscht. In alter Barneby-Manier sind die Verdächtigen so gleichmäßig auf die knapp 90 Minuten Krimi verteilt – mit ausreichend beruhigenden Bildern von Bauten –, dass man nicht gerade am Bildschirm klebt, sondern vielmehr sanft davor einnickt. Doch ist nicht gerade das das Ziel von einem Sonntagnachmittagskrimi? Das ZDF erweckt jedenfalls häufig den Eindruck.

Das britische Ermittlerduo, das sich aus den Ausdrucksdarstellern Kriminalinspektor Robert Lewis (Kevin Whately) und Assistent James Hathaway (Laurence Fox) zusammensetzt, ist zurück im deutschen Fernsehen. ZDFneo strahlt ab Sonntag die siebte Staffel des Oxford-Krimis aus, die im Jahr 2016 bereits in der ARD zu sehen war. Die FAZ schreibt zum Staffelstart: „Wie immer gräbt die Serie ein bisschen tiefer, als es für den Plot vonnöten wäre.“ Abgesehen davon, dass sie damit nicht falsch liegt, passt die Aussage geradezu perfekt auf ihre eigene Krimirezension. „Dank Brexit aktueller denn je: Die siebte Staffel von „Lewis – Der Oxford Krimi“ läuft ab sofort auf ZDFneo“, heißt es dort. Das ist nun doch etwas weit hergeholt für eine im Jahr 2013 im Original erst ausgestrahlte Folge, die mit dem EU-Austritt des Vereinigten Königreichs genauso wenig zu tun hat wie mit großer Fernsehkunst.

Auch den besonderen Unterschied zwischen den Charakteren der beiden Ermittler, den viele Medien anlässlich des Staffelstarts anpreisen, sucht man vergebens bei zwei Hauptdarstellern, die sich besonders durch ihre dauerhaft gleichbleibende Mimik und einsilbigen Konversationen auszeichnen. „Stimmen aus dem Jenseits“ ist, was es ist. Ein sachter Krimi mit semiinteressantem Plot, in dem sich Esoterik und Wissenschaft, Kartenleser und Psychologen gegenüberstehen. Die dar­aus entstehenden Konflikte geben der Folge das gewisse Etwas und konfrontieren den Zuschauer mit der Frage: Kann der Mensch an Geister glauben und gleichzeitig ein rational denkender Mensch sein? Denn das Opfer führt ein Doppelleben – als Geisterseher, der mit den Toten spricht, und als Familienvater, der Psychologie studiert. Wie sich zusätzlich zwei Fami­liendramen, das Militär und die Untersuchung von Foltermethoden in dieser Geschichte verstricken, erfährt nur der, der die Augen bis zum bitteren Ende aufhat. Charlotte Köhler

Lewis – Der Oxford Krimi: „Stimmen aus dem Jenseits“, So., 18.45 Uhr, ZDFneo