wortwechsel
: „Landwirtschaft ist Ökosystemleistung“

Ein Bauer ist nicht überzeugt von Bio, stellt seinen Hof aber um. Die CDU-Führung übt sich in Schwesternschaft. Wem bringt das was? Nordhorn bietet der taz-Wahrheit Nachhilfe an

Bauer Hartmann: „Bio muss man sich leisten können“ Foto: Frank Hormann/Nordlicht

Der Bio-Paulus

„Auf Bio machen. Frank Hartmann wollte nie Biobauer werden“, taz vom 13./14. 7. 19

Die Routenplanung zum Ziel ist vielschichtig, ein möglicher Weg kann der beschriebene von Bauer Frank Hartmann sein. Und er ist nicht der schlechteste, wenn man bedenkt, wie hart manche Fronten sind. Ein schöner Artikel, der wichtige Aspekte aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet.

Was leider zu kurz kommt, ist das Thema „Boden“. Er ist oft auch ein Stiefkind in der Biolandwirtschaft. Noch immer zu wenig bekannt ist nämlich das enorme Potenzial des gezielten Humusaufbaus auf bewirtschafteten Äckern – das geht leider im meist technologisch geführten Klimaschutzdiskurs neben den Maßnahmen für Energie- und Verkehrswende verloren. Fakt ist: Würde sich der Humusgehalt aller derzeit landwirtschaftlich bewirtschafteten Flächen in Deutschland um nur 1 Prozent erhöhen, dann würde die Atmosphäre um fast 10 Milliarden Tonnen CO2 entlastet.

Und nicht nur das: Bodenqualität, Bodenfruchtbarkeit und Wasserspeicherfähigkeit verbessern sich, Stickstoffdüngung wird überflüssig. Konventionell arbeitende Landwirte, die sich zum gezielten Humusaufbau anstiften und schulen lassen (zum Beispiel durch gezielte Subventionierung), werden ganz ohne Anfeindung und sozialen Druck vom Saulus zum Paulus – denn sie lernen neue fachliche Praxis, erfahren berufliche Bestätigung und Sinnhaftigkeit und erleben dabei auch alltagsnah, dass Pestizid- und Mineraldünger­einsatz der Entwicklung eines fruchtbaren Bodenmilieus schaden und die Ernte schmälern. Viel versprechende Ansätze dazu gibt es bereits in Form der Humuszertifikate – ich ermuntere euch zu weiterer Recherche.

Gisela Bräuninger, Wackernheim

Bräuchte, müsste, täte

„Auf Bio machen“, taz vom 13./14. 7. 19

Nichts offensichtlich komplett Falsches geschrieben, aber immer ein unschöner Twist und die durchgängige Linie, einfach nicht die richtigen Fragen zu stellen. Wenn man etwas nicht will, dann gibt es tausend Gründe, es nicht zu tun. Recht hat Herr Hartmann, soll er es lassen. Bio ist nix für ihn. Zu mickrig, wie er findet. „Meine Pflanzen sind wie meine Kinder“, sagt er. „Würden Sie Ihre Kinder hungern lassen? Ein Nährstoffdefizit zu sehen und nicht düngen zu dürfen, das tut weh.“

Düngen dürfte Hartmann zwar schon, aber nur organisch. Nun, auf sandigen Böden baut er wahrscheinlich die falsche Frucht zur falschen Zeit, bei (neuerdings) falschem Klima, wahrscheinlich in der falschen Fruchtfolge an. Hochleistungs-Hybrid-Saatgut, das wie die Menschen bei der aktuellen Tour de France nur mit massivem Doping die erwünschte Leistung bringt. Mit Kunstdünger, Herbiziden, Fungiziden, Pestiziden – in beliebig wechselnder Reihenfolge. Das nennt man dann „gute fachliche Praxis“ und ist faktisch das, was Bauernverband, Landwirtschaftsschulen und vor allem die Verkäufer von Saatgut, Landtechnik, Stallbaufirmen, Bayer, Syngenta und BASF so verkaufen müssen. Ein bisschen so wie die wegweisende Umweltkompetenz in Sachen Diesel von VW, Audi und Co. Nur heißt das Kraftfahrtbundesamt hier Bundeslandwirtschaftsministerium, Bundesinstitut für Risiko-irgendwas und andere Läden. Der Rest sind die üblichen Narrative, was es bräuchte, müsste, täte, könnte, sollte.

Schade auch!

Landwirtschaft ist mehr als Ertrag; Landwirtschaft ist eine Ökosystemleistung. Und die muss jede Gesellschaft entsprechend würdigen, bepreisen und entlohnen! Dann klappt’s auch mit den Biobäuerinnen und Biobauern.

Markus Hahnel, München

Und die Kompetenz?

„Sisterhood à la CDU“, taz vom 18. 7. 19

Es ist gut, dass endlich der Anteil weiblicher Verantwortungsträgerinnen auf allen Ebenen ansteigt. Doch man sollte dabei nicht die Kompetenzen vergessen. Das gilt selbstverständlich auch für die männlichen Aspiranten eines jeden Jobs.

Da wird ein bayerischer Biertischbeau zum Verkehrsminister und eine saarländische Karnevalsrednerin führt nun das Verteidigungsministerium. Niemand fragt nach der Kompetenz, als ausreichend gilt allein die Parteizugehörigkeit. Nach diesem Schema ist es sicher eine gute Idee, dem Ärztemangel auf dem Lande zu begegnen, indem man arbeitslos gewordene Kfz-Mechanker flugs zu Landärzten erklärt, und das Problem ist gelöst. Dass dar­auf der agile Jens Spahn noch nicht gekommen ist … Fritz Lothar Winkelhoch, Gummersbach

Mut ist gefragt

„Davon geht Europa auch nicht unter“, taz vom 17. 7. 19

Der taz-Titel greift zu kurz. Zum einen bestehen erhebliche Zweifel daran, dass Ursula von der Leyen durch ihre Nominierung und damit Abhängigkeit von den Staats- und Regierungschefs zum Beispiel bei den Freihandelsabkommen den Mut für ein echtes Umdenken findet, bei dem weniger die kurzfristige Gewinnmaximierung von Großkonzernen als vielmehr eine nachhaltige Gesamtstrategie die Hauptrolle spielt. Zum anderen bleibt bei der knappen Wahl der Makel, dass ohne die Stimmen der ungarischen Partei Fidesz ein anderes Ergebnis zustande gekommen wäre.

Deshalb tut die neue Kommissionspräsidentin sehr gut daran, sich hier aktiv für den Fortbestand der bedrängten Central European University in Budapest einzusetzen, wenn sie bei den Grundwerten der Europäischen Union wie etwa der akademischen Freiheit glaubwürdig sein will! Rasmus Ph. Helt, Hamburg

Humorfreies Schreiben

„Geiles Regenloch offen“, taz-Wahrheit vom 5. 7. 19

Liebe undogmatische Freunde, ihr „Nordhorn“-Glossist tut gut daran, seinen Namen nicht preiszugeben: Er müsste andernfalls wohl Konsequenzen gewärtigen – ein Schlammbad in der Bentheimer Therme, einen Alphabetisierungskurs in der hiesigen Volkshochschule, einen Crashkurs für humorfreies Schreiben, eine Psychotherapie bei Dr. Prügelpeitsch wegen übersexualisierter Assoziationen beim Thema Nahverkehr, einen Anfängerkurs „Wie formuliere ich einen Witz, noch dazu über mehrere Zeilen?“ gehören sicherlich dazu.

Lübbertus Rehwinkel, Nordhorn

Hochkulturelle Sphäre

„Wer folgt hier wem“, taz vom 18. 7. 19

„Folk aus dem arabischen Raum und aus Afghanistan“ – komisch, wie nicht näher deklarierte Musiken außereuropäischer Kulturen permanent dem „Folk“ zugewiesen werden. Natürlich wissen wir nicht (und Herr Greiner weiß es auch nicht), was Herr Schlick da genau gehört hat, aber bei Weitem das meiste, was von dort auf Tonträger gepresst und hierzulande vernehmbar war und ist, gehört einer unbedingt hochkulturellen Sphäre oder aber der urbanen kommerziellen Popkultur an. Manfred Eisenberg, Köln

Es half die Akupunktur

„Frankreich lebt die Globukalypse “, taz vom 13./14. 7. 19

Die einseitigen Beiträge zur Pseudomedizin, aktuell von Sebastian Erb, in der taz finde ich erschreckend und befremdlich. Ich gestehe, ich gehöre auch zu den Narren, denen in einigen Fällen mittels Globuli wirkungsvoll geholfen wurde. In anderen Fällen half die Akupunktur, mitunter half gar die richtige Medizin.

Um homöopathische Medikamente zu entlarven, wird immer auf die fehlenden wissenschaftlichen Studien verwiesen. Wie sieht es mit wissenschaftlichen Studien zur Schulmedizin aus? Wer gibt sie in Auftrag? Wer finanziert sie? Gibt es in der richtigen Medizin sehr beeinträchtigende Nebenwirkungen, auf Dauer auch mit tödlichem Ausgang?

Wenn ich den Schlussfolgerungen von Sebastian Erb folge, bedeutet dies: Liebe Krankenkassen, nehmt schulmedizinische Medikamente aus der Erstattung.

Bleiben Sie gesund! Ulrich Höller, Bonn