Stadtplanung in Rahlstedt: Kleine Hoffnung fürs Bad

Grüne in Wandsbek versprechen, der Erhalt des Freibades Wiesenredder werde überprüft. Die Linke hält das für eine Alibi-Geschichte.

Ein Schwimmbecken mit blauem Wasser ist von grünen Büschen und Bäumen umgeben

Dieses Schwimmbad im Grünen soll Wohnungsbau weichen Foto: Joto

HAMBURG taz | Gestern früh war das Schwimmband Wiesenredder in Rahlstedt noch leer, doch vor zwei Wochen in der Hitzeperiode Ende Juni war es „brechend voll“, wie Anwohner Wolfgang Trede berichtet. Und es könnte auch höhere Besucherzahlen haben, wenn es nicht seit Jahren vernachlässigt würde. So würde das Wasser nicht erwärmt, obwohl ein Fernwärmrohr direkt daneben liege und ein Anschluss leicht möglich wäre. Auch habe es mehrere Jahre lang keinen Kiosk gegeben, an dem die Kinder sich Pommes, Eis oder Getränke kaufen könnten.

Doch die Stadt und ihre Bäderland GmbH verfolgen andere Ziele. Das Bad soll geschlossen werden, auf den Wiesen sollen bis zu 150 Wohnungen entstehen. Dafür soll anderthalb Kilometer entfernt im Zentrum Rahlstedts das Hallenbad ein Außenbecken bekommen. Nur wäre dort die Schwimmfläche „mehr ein Swimmingpool“ und die Gesamtfläche samt Liegewiesen „um 90 Prozent kleiner“, rechnet Trede vor.

Der Anwohner kämpft seit gut sechs Jahren für den Erhalt des Bades, das im eher ärmeren Stadtteil Rahlstedt-Ost eines der wenigen kulturellen Angebote darstellt. Die Bürgerini­tiative „Rettet das Freibad Rahl­stedt“ legte einen Alternativplan vor. Nicht 150, sondern 80 Wohnungen sollten am Rand der drei Hektar großen Wiese entstehen und dafür das Schwimmbad bleiben.

Nach einer öffentlichen Anhörung in der Rahlstedter Dankeskirche am 3. Juni mit 250 Zuhörern schien es so, als gäbe es eine Chance. Denn die Mehrheit der Bürger war dafür. Und Anfang Juli dann kündigten die Wandsbeker Grünen an: „Planungen für das Freibad Wiesenredder werden überprüft“.

Nur 80 statt 150 Wohnungen

Der Bezirkspolitiker Jan-Hendrik Blumenthal schrieb: „Wir nehmen die Proteste der Bürger gegen die Schließung des Freibads ernst.“ Grüne und SPD, die in Wandsbek wahrscheinlich wieder eine Koalition bilden werden, verabschiedeten einen Antrag: Die von der Initiative vorgeschlagene Alternativplanung solle einer „städtebaulich-rechtlichen Bewertung“ durch das Fachamt Stadt- und Landschaftsplanung unterzogen werden. Ferner müssten die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Bäderland geprüft werden. Es werde schon auch der Erhalt des Bades geprüft, versichert Sprecherin Ilka Duge.

Der Antrag erhält allerdings Einschränkungen. So soll die Anweisung des Senats vom 2. Juli 2018 zum Bau der Wohnungen berücksichtigt werden. Im Fall eines negativen Prüfergebnisses strebe man an, auf dem verbleibenden Platz mehr Spiel- und Freizeitflächen zu schaffen.

„Wir wollen das zügig machen, damit die Leute eine Entscheidung haben“, sagt SPD-Bezirkspolitiker Rainer Schümann. Es gehe darum, ob man im Bezug auf die Flächen „den Leuten entgegenkommen kann“. Sprich: Es geht um mehr Spielwiese, nicht ums Bad. Dessen Erhalt sieht die SPD offenbar als nicht realistisch an.

Bäderland will nur ein Freibad

Denn am neuen Standort hätten nach Einschätzung der Bäderland viel mehr Leute etwas von dem Freibad. „Zeitnah“ solle der Schwimmbadbetreiber in den Planungsausschuss eingeladen werden.

Bäderlandsprecher Michael Dietel sagt: „Wir werden nicht zwei Freibäder in Rahlstedt betreiben. Dafür ist die Nachfrage nicht da.“ Das Freibad liege ex­trem dezentral. Die meisten Besucher kämen eh aus dem Zentrum. Der neue Standort biete eine Chance, in Form eines Kombi­bades ganzjährig ein Freibad anbieten zu können.

Wolfgang Trede nennt die Einlassungen der SPD enttäuschend. Bei der Anhörung hätten die Politiker versprochen, den Alternativplan ergebnisoffen zu prüfen. Der Antrag von SPD und Grünen sei eine „Alibi-Geschichte“, kritisiert auch Rainer Behrens von der Linken. Die Bäderland wolle mit dem Grundstücksverkauf Geld machen, um andere Maßnahmen zu finanzieren.

„Die Politik sollte die Stadtteilgremien wirklich beteiligen und darüber sprechen, ob das Bad nicht als Verein weiter betrieben werden kann“, sagt Behrens. So werde es bei den Naturbädern Tonndorf, Farmsen und Duvenstedt seit Jahren erfolgreich praktiziert.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.