Hummerminister zerkocht

Frankreichs Umweltminister François Goullet de Rugy, ein ehemaliger Grüner, tritt nach Dauerenthüllungen über seine Prasserei auf Staatskosten zurück

Aus Paris Rudolf Balmer

Frankreichs Onlinemagazin Me­dia­­part kann die Galerie seiner Jagdtrophäen erweitern. Das neue „Opfer“ ist Umweltminister François Goullet de Rugy. Seit Tagen stand er unter Beschuss wegen privater Spesen in der Zeit, als er Vorsitzender der Nationalversammlung war. Rugy hat nun am Dienstag den Rücktritt eingereicht, nicht ohne sich selbst als Opfer einer „Lynch­kampagne“ zu bemitleiden.

Besonders groß ist die Schadenfreude bei seinen Ex-ParteifreundInnen von den französischen Grünen. Der 1973 in ­Nantes geborene Rugy hatte die Grünen verlassen, um sich Emmanuel Macron anzuschließen. Er wurde 2017 nach Macrons Wahl mit dem Vorsitz der Natio­nalversammlung belohnt, und als 2018 der populäre Umweltminister Nicolas Hulot frustriert hinschmiss, erbte der Überläufer dieses wichtige Portefeuille.

Seit Tagen war Rugy ein Thema für Witze. Die sukzessiven Enthüllungen von Media­part über die Galadiners des Parlamentspräsidenten inspirieren zu Bemerkungen wie „Minister über Riesenhummer gestolpert“. Laut dem Online­magazin hat Rugy als Präsident der Nationalversammlung in seiner prunkvollen Amtsresidenz Hôtel de Lassay, die einen der besten Pariser Weinkeller besitzen soll, Freunde zu fürstlichen Galadiners empfangen. Auf Fotos sind Riesenhummer und kostbare Weine zu sehen, die aus­erlesenen Gästen aus dem ­engen Freundeskreis seiner Frau Sévérine Servat, Journalistin der Illustrierten Gala,serviert wurden. Ob das noch als Spesen zu rechtfertigen ist, wie er es tat, bleibt umstritten. Kompromittierend sind solche Szenen in Gelbwesten-Zeiten allemal.

Die Hummer waren nur die Vorspeise. Laut Mediapart ließ der Minister nach seiner Ernennung für 63.000 Euro seine Dienstwohnung im Umweltministerium renovieren, davon 17.000 für einen begehbaren Kleiderschrank. Der Minister wurde deswegen vom Premier­minister zu einer Aussprache vorgeladen und versprach, er werde „jeden einzelnen Euro zurückerstatten“, falls eine Untersuchung diese Kosten als unzulässig einstufe.

Dann erfuhr die Öffentlichkeit, dass Rugys Kabinettschefin Nicole Klein von 2008 bis 2016 in Paris eine Sozialwohnung hatte, die ihr nicht zustand. Rugy feuerte sie. Laut Mediapart aber mietete er selbst eine Zwei-Zimmer-Sozialwohnung mit Garage in Nantes für den Vorzugspreis von 622 Euro.

Die Zeitung Le Parisien fand dann heraus, dass Rugy als Vorsitzender der Nationalversammlung einen dritten Chauffeur beanspruchte, um die Kinder zur Schule zu fahren, und seine Frau Sévérine habe auf Staatskosten einen vergoldeten Haartrockner bestellt. Dann meldete Mediapart auch noch, er habe 2015 keine Einkommensteuer bezahlt. Das war dann das Aus.