Anja Maier
Bauernfrühstück
: Komm doch
erst mal an,
Porsche-Mann!

Foto: Ute Mahler/Ostkreuz

Ach guck an, auf dem Nachbargrundstück steht ein Neubau. Hatte der Porsche-Mann nicht neulich am Gartenzaun noch was von „mittelgroß“ gesagt? Tja, jetzt sind’s doch drei Etagen in Betongrau geworden – samt Flachdach und Balkonen, die sich zur Sonnenseite ausrichten. Und genau da, auf der Sonnenseite, wohnen: wir.

Im Grunde kann ich verstehen, dass Menschen, denen Berlin (oder Frankfurt, München, Erfurt …) deutlich zu teuer geworden ist, ihr Glück in den dazugehörigen Umlandgemeinden versuchen. Genauso haben wir es ja vor zwanzig Jahren auch gemacht. Was ich zu sagen versuche: JedeR ist irgendwann mal neu in der Gruppe.

Nur leider hat der Neue in unserer Gruppe jetzt ein Problem. Der Porsche-Mann hat sich ein Grundstück im Grünen gekauft und es anschließend raumgreifend, bis in die allerletzte Ecke bebaut. Ja klar, ist ja sein Eigentum, kann er machen, was er will. Wer zahlt, bestimmt die Musik, und wenn das Bauamt so was erlaubt – bitte schön! Wenn ich jetzt also mein Fahrrad aus dem Schuppen hole, schaue ich in die verdammt nahe gelegene Küche der Mieter im Erdgeschoss. Wenn ich Wäsche aufhänge, guckt mir von seinem Penthouse-Balkon der Besitzer dabei zu. Er hat viel Tagesfreizeit, sein Geld arbeitet für ihn.

Was er sieht, behagt ihm nicht. Er hat ein Grundstück gekauft und bebaut, die letzten märkischen Kiefern gefällt, denen er vermutlich zeitnah ein Mahnmal in Form eines Schottergartens errichten wird. Jetzt steht das Haus – und was muss er sehen, wenn er aus seinem Panoramafenster guckt? Andere Kiefern. Nämlich die auf unserem, seinem Nachbargrundstück. Windschief und angetrocknet wiegen sie sich im Wind. Außerdem sieht er unseren alten Maschendrahtzaun, der ästhetisch nicht zu seinem Sichtbeton-Schlachthaus-Style passt.

Nicht faul, hat der Porsche-Mann uns jetzt mitgeteilt, dass wir alle Bäume fällen zu haben, die näher als vier Meter an seiner Grundstücksgrenze stehen. Und dass wir zweitens einen „richtigen“ Zaun zu bauen haben. Dabei hat er mit irgendeiner aus dem Netz gezogenen Nachbarschaftsverordnung gewedelt.

Die Fünftage­vorschau

Do., 18. 7.

Hanna Reuter

Blind mit Kind

Fr., 19. 7.

Peter

Weissenburger

Eier

Mo., 22. 7.

Mithu Sanyal

Mithulogie

Di., 23. 7.

Doris Akrap

So nicht

Mi., 24. 7.

Franziska Seyboldt

Psycho

kolumne@taz.de

Wir bleiben jetzt erst mal ganz ruhig. Wozu gibt es die heilige Baumschutzsatzung? Außerdem: aufs Land ziehen und mit Bescheidwisser­attitüde den Dörflern erzählen wollen, wo es ab jetzt langgeht – haben schon ganz andere versucht. Wir zum Beispiel.

Als wir dunnemals raus aus Prenzlauer Berg und rein in die Provinz gezogen waren, haben wir hier erst mal einen Kulturverein gegründet – die Disco, der Faschingsball und Dixieland-Konzerte schienen uns doch arg unter unserem urbanen Niveau. Nur leider kam dann keiner zu unseren Veranstaltungen, weder zur Lesung noch zur Vernissage und auch nicht zur Performance. Schnell lösten wir den Verein wieder auf. Vor diesem Erfahrungshintergrund betrachten wir den Porsche-Mann fürs Erste als lernendes System. Wird schon.