Ein netter Aufstieg zur Planke

Entscheidend wird es heute nicht bei der Tour. Dafür kommt Ziegenzüchter Pinot an der Heimat vorbei

„Es wird ein hübscher Tag“, blickte Geraint Thomas auf die heutige Etappe von Mülhausen hoch zur Planche des Belles Filles voraus. Man wusste bei dem Waliser nicht so ganz, ob er es ernst oder ironisch meinte. Seine Vorliebe für speziellen Humor hatte der Titelverteidiger bereits zum Grand Départ der Tour de France unter Beweis gestellt. Darauf angesprochen, dass dieses Jahr das Rennen offener würde, vor allem wegen der Abwesenheit von Chris Froome, meinte er nur trocken: „Ich hoffe nicht, dass es offen oder aufregend wird. Ich wünsche mir eine ganz ereignislose Tour de France.“ Für heute rechnet der Mann mit der Startnummer 1 allerdings mit einigen Ereignissen. „Es wird ein großer Tag. Es gibt schon ein paar Anstiege vor dem letzten Berg.“

Der Anstieg ist sogar schwerer als in früheren Jahren. „Wir müssen noch einen richtig steilen Kilometer höher fahren als sonst“, meinte Sébastien Reichenbach. Der Kletterer aus der Schweiz ist Helfer von Thibaut Pinot. Der Franzose ist nur 20 km vom Aufstieg entfernt aufgewachsen, in der Gemeinde Mélisey. Keine 2.000 Menschen leben dort, aber ein Vielfaches an Schafen und Ziegen. Einige davon gehören auch Pinot. Er ist hier offiziell als Züchter von Ziegen und Schafen registriert. Vor dem Haus, das er auf dem Grundstück seiner Großeltern gebaut hat, fängt das Fernsehen immer wieder gern ein paar Bilder der Schafe und Ziegen des Radprofis ein.

Zum vierten Mal schon kommt die Tour hierher. 2012 gewann Chris Froome und zeigte, dass er stärker war als sein Kapitän Bradley Wiggins. 2014 legte Vincenzo Nibali hier die Grundlage für seinen Gesamtsieg. 2017 schwächelte Froome, gewann die Tour aber dennoch. Diese kleine Statistik zeigt schon, dass der Aufstieg zur Planke nicht rennentscheidend wird. Mal krönt sie den späteren Gesamtsieger, mal verliert er Zeit – und gewinnt am Ende trotzdem.

„Ein netter Tag, aber die Berge am Ende der Tour werden mit Sicherheit schwerer“, prognostiziert auch Titelverteidiger Geraint Thomas. Thomas freilich muss auch hoffen, dass der frühe Aufstieg nicht entscheidend wird für den Ausgang der Tour. Denn seine Vorbereitung war nicht optimal. Er setzt darauf, während der Tour seine Höchstform zu finden und am Anfang nicht so gefordert zu sein. Tom Mustroph