meinungsstark
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Keine US-Konzentrationslager

„US-Debatte über Holocaust-Vergleich: Eine Frage des ­Framings“, taz vom 4. 7. 19

Die US-Debatte wird verständlicher, wenn man sich klar macht, dass das deutsche „Konzentrationslager“ und das englische „concentration camp“ nicht die gleiche Bedeutung haben. Das deutsche „Konzentrationslager“ entspricht eher dem englischen „nazi concentration camp“.

Ich lese regelmäßig den Twitter-Stream von Alexandria Ocasio-Cortez. Sie hat sich nie auf die Nazi-Zeit bezogen, als sie die Lager der US-Grenzbehörde als „concentration camps“ bezeichnet hat. Wenn jetzt die amerikanischen Konservativen sich auf den Nazi-Teil dieses Begriffes versteifen, ist das vor allem der Versuch, zu verhindern, dass das von ihnen verantwortete Elend von Kritikern adressiert wird: Wenn die richtigen Begriffe nur noch für das absolute Böse benutzt werden dürfen, kann man unterhalb dieser sehr hohen Messlatte einen Haufen Scheiße produzieren, den Kritiker dann nicht mehr in den dafür angemessenen Worten benennen können. Für Menschen und Regierungen, die so einen Haufen Scheiße zu verantworten haben, wäre das natürlich ein Traum: Wenn man nicht mehr darüber sprechen könnte, weil die Begriffe nur noch für Spezialfälle legitimiert sind.

Michael Geiger, Oldenburg

Wer haftet für Fehlbuchungen?

„Versuch’ s doch mal mit HBCI“, Leserbrief vom 6./7. 7. 19

HBCI wird nicht von den Banken beworben, nachdem einmal ein Gericht die Bank für eine Fehlbuchung verantwortlich gemacht hat. Beim Pin-/Tan-Verfahren wurden bis dahin immer die Kunden selbst verantwortlich gemacht.

Norbert Hecker, Rüsselsheim

Den Sumpf erforschen

„Auf der Feindesliste“, taz vom 6. 7. 19

Liebe Christina Schmidt, lieber Sebastian Erb, die taz bringt ja vieles, was man auch in anderen Zeitungen liest, aber dieser Artikel – dafür gebührt euch heißer Dank. Es gehört Mut dazu, in die rechten Netzwerke vorzudringen, und auch äußerste Sorgfalt. Nicht erst seit dem NSU-Prozess wissen wir, was das für ein Sumpf ist, aber ihn zu erforschen, zu beschreiben, das ist eine Meisterleistung journalistischer Recherche. Es scheint im Moment das Einzige, was man tun kann, weil die Behörden ja immer wieder durch sträfliche Vernachlässigung des Strafbaren glänzen. Aber das ist schon eine Menge.

Hilde von Balluseck, Berlin

Grüne wählen Ursula?

„Grüne stellen Bedingungen“, taz vom 8. 7. 19

Die Grünen behaupten ja immer, es würde ihnen um Inhalte und nicht um Personen gehen. Insofern ist eine Zustimmung zu Zensur-Ursula folgerichtig, wenn diese den Grünen die passenden Inhalte verspricht. Dhimitry auf taz.de

Ich versteh jetzt die Wutbürger

„Auf zum Aufstand im Europaparlament“, taz vom 4. 7. 19

Ich merke gerade, dass ich anfange, die in den Medien gescholtenen „Wutbürger“ zu verstehen. Ich bin nämlich selbst echt stinkesauer auf diesen Verarschezirkus der Regierungsvertreter. Wer wissen will, wie Politik- und Politikerverdrossenheit geht: genau so! Was soll der Wähler eigentlich noch bei den nächsten Wahlen glauben? Der Spruch „die machen da oben doch eh was sie wollen“ ist allerbitterste Realität geworden. Die EU wird von einem kleinen Haufen nicht gewählter Vertreter gesteuert. Eigentlich kann man das Parlament und damit die EU-Wahlen abschaffen. Spart viel Geld – den Rest kungeln die Üblichen unter sich in Rat und Kommission aus. Bis vor Kurzem habe ich allen Nichtwählern gesagt, dass sie gefälligst wählen gehen sollen, wenn sie etwas ändern wollen. Jetzt kann ich mit Sicherheit sagen, dass ich bei den nächsten EU-Wahlen ebenfalls überzeugter Nichtwähler sein werde. Zum Kotzen. Udo Siebrasse, Gelsenkirchen