Gedicht zur Frauen-WM: Retrojubel

Obwohl ihn keiner richtig kennt,​ / spricht man nur vom Video-Assistent!​ Hier ein wenig Fußball-Lyrik, die laut VAR nicht im Abseits steht.

Befreites Jubeln, aber erst nach Videobeweis: Ellen White (England) Foto: reuters

Im Fußball wird in diesen Wochen

vor allem über eins gesprochen:

Obwohl ihn keiner richtig kennt,

spricht man vom Video-Assistent!

Fernab des Spiels darf er entscheiden,

ob Spieler jubeln oder leiden.

Doch nun zum Spiel – egal wo’s läuft

und wo sich diese Szene häuft:

Der Sturm trägt einen Angriff vor

und trifft nach Flanke glatt ins Tor!

Der Jubel danach kennt kein Halten:

Die einen strecken die geballten

und außen tätowierten Hände,

die andren sprinten ins Gelände

und auf der Trainerbank bepatschen

sich alle mit High five und klatschen.

Doch was ist das? Der Schiri rennt

vom Feld zum Video-Assistent

und drückt den Knopf im Ohr ganz fest,

damit der sich auch hören lässt.

Nach Studium der Bildausschnitte

rennt dann der Schiri nicht zur Mitte!

Die Hände formen ein Quadrat –

das steht für Fernsehapparat.

Der Pfiff danach macht allen klar,

dass dieses Tor wohl Abseits war,

und die noch jubelwarme Meute,

die sich soeben derart freute,

muss nun die Stimmung wieder trüben

und sich in Postverzweiflung üben.

Nicht mal der Psychologe kennt

den Fluch vom Video-Assistent!

Wie nimmt man Jubel denn zurück?

Wie löscht man Taumel, Schrei und Glück?

Da muss es neue Gesten geben,

um mit der Korrektur zu leben.

Ein erster Vorschlag könnte sein:

Nach innen, nicht nach außen schrein!

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.