Waldbrand in Meck-Vorpomm: Müll von vier Armeen

Rüstungsaltlasten erschweren die Löscharbeiten – nicht nur beim Waldbrand bei Lübtheen in Mecklenburg-Vorpommern.

Feuerwehrmann rollt im Wald einen Löschschlauch aus.

Feuerwehr muss beim Löschen in Wäldern mit Munitionsresten einen Sicherheitsabstand einhalten Foto: dpa

BERLIN taz | Für die Feuerwehr ist der Einsatz gegen den Waldbrand bei Lübtheen eine besondere Herausforderung: Der Boden im Brandgebiet, einem ehemaligen Truppenübungsplatz, ist zum Teil mit alter Munition verseucht. In der Hitze des Feuers könnte sie explodieren. Die Einsatzkräfte können deshalb bei den Löscharbeiten nur extrem vorsichtig vorgehen.

Nach Angaben der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), der die Fläche des 2013 aufgegebenen Truppenübungsplatzes gehört, könnten in der Erde die Hinterlassenschaften von vier Armeen lagern: Die Wehrmacht betrieb auf dem Gelände eine Schießbahn. Die dort hinterlassene Munition sei nach Kriegsende von der Roten Armee „unsachgemäß beseitigt“ worden. Die Munition liege „in unterschiedlichen Tiefen auch in den Trümmern gesprengter Munitionsbunker“.

Später nutzten die Nationale Volksarmee und später die Bundeswehr den Truppenübungsplatz. Auch aus dieser Zeit könnte laut Bima „in geringerem Umfang auf dem Gelände noch Munition vorhanden sein“.

Ähnliche Probleme gibt es auch anderswo. Mit der steigenden Zahl von Waldbränden werden sie offensichtlich. So brannte im Juni ein Waldstück bei Jüterbog in Brandenburg. Auch hier befand sich früher ein Truppenübungsplatz, auch hier behinderte die Explosions­gefahr die Löscharbeiten.

Neben Truppenübungsplätzen sind auch Areale rund um ehemalige Waffenfabriken oft durch Rüstungsaltlasten verschmutzt. Jahrzehntelang nahm das kaum jemand als Problem wahr. Erst ab den späten 1980ern dachten die Behörden über Gegenmaßnahmen nach.

Mitte der 1990er gab das Umweltbundesamt eine Studie in Auftrag, die deutschlandweit 3.240 Standorte als potenziell betroffen aufführte. Aktuelle Vergleichszahlen gibt es nicht. Altlasten gibt es nicht nur am Land, sondern auch im Meer: Am Grund der Ostsee befinden sich bis heute gefährliche Schiffswracks, Seeminen und nicht explodierte Torpedos.

Keine einheitlichen Zuständigkeiten

Verschmutzte Flächen können saniert werden, das ist aber aufwendig und teuer. Die Zuständigkeit ist nicht einheitlich geregelt. Welche Maßnahmen sich eignen, hängt von individuellen Faktoren ab: Um welche Art von Altlasten geht es genau? Wie ist das Gelände beschaffen? Und wie sauber soll es nach der Sanierung sein?

Belastete Böden können zum Beispiel abgetragen und an anderer Stelle deponiert werden. Sie können in speziellen Waschmaschinen gereinigt („Bodenwäsche“) oder in anderen Anlagen so stark erhitzt werden, dass die Schadstoffe am Ende zerstört sind. Auch biologische Maßnahmen gibt es, bei denen zum Beispiel Pilze, Pflanzen oder Bakterien die Schadstoffe abbauen sollen.

Mitte der 1990er gab das Umweltbundesamt eine Studie in Auftrag, die 3.240 Standorte als potenziell betroffen aufführte

Im Waldbrandgebiet um Lübtheen gab es solche Maßnahmen bisher nicht. Die Bima hat in den letzten Jahren versucht, die genaue militärische Nutzung des Geländes zu rekonstruieren, sichere Wege durch das Gebiet und Brandschutzstreifen an dessen Rand angelegt.

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