Ohne den DJ geht nichts

In Hamburg findet derzeit die Beachvolleyball-Weltmeisterschaft statt. Die Veranstalter inszenieren das als große Party. Sportlich ging es für die deutschen Duos gut los

Hier zu kurz gegriffen, am Ende trotzdem gewonnen: Julius Thole Foto: Christian Charisius/dpa

Hellblaue Treppenstufen an der U-Bahnstation Hallerstraße weisen den Weg. Schon bevor man oben angelangt ist, dringt der Sound ans Ohr: rhythmisches Klatschen und immer wieder kurze Einspieler von Popmusik. Es ist laut am Tennisstadion an der Rothenbaumchaussee. Denn hier findet noch bis kommenden Sonntag die Beachvolleyball-Weltmeisterschaft statt – und die ist vor allem ein großes Event.

Das gilt besonders für Beachvolleyballer Julius Thole. Für den 22-Jährigen ist es nicht nur eine Heim-WM, er spielt auch noch in seiner Heimatstadt Hamburg. Vor dem ersten Spiel gegen den Außenseiter Ruanda war die Nervosität bei ihm und seinem zwei Jahre älteren Teamkollegen Clemens Wickler groß. „Es ist schon eine neue Situation, wenn man plötzlich hört, Thole/Wickler müssen es für Deutschland reißen“, sagte der 2,06 Meter große Thole nach dem 2:0-Auftaktsieg.

„Ich konnte die Nervosität die ganze Zeit nicht ablegen“, ergänzte Abwehrspieler Wickler. Für Chefbundestrainer Martin Olejnak sind die Aufsteiger das Duo der Zukunft. Er traue ihnen auch schon bei der Heim-WM einen Ausreißer nach oben zu. „Sie sind viel stabiler geworden“, so Olejnak. Im Vorjahr schaffte das Duo beim Welttourfinale ebenfalls in Hamburg mit ihrem Durchmarsch bis ins Halbfinale den Durchbruch auf der internationalen Bühne. Danach gelangen plötzlich auch auf der Welttour Siege gegen Spitzenteams.

„So unbeschwert wie im Vorjahr konnten wir hier beim Auftakt nicht mehr aufspielen“, sagte Wickler nun: „Ich habe mich nicht so richtig wohlgefühlt.“ Dazu kam eine ungewöhnliche 15-Minuten-Pause, als im Auftaktmatch auf dem Center Court am Rothenbaum zu Beginn des zweiten Satzes das kaputte Netz ersetzt werden musste.

Zum Spaß für die Fans spielten sich Wickler und Thole den Ball mit den Unterarmen zu wie Kinder. Dennoch stellte sich die Lockerheit noch nicht ein, das neue Erwartungsgefühl blieb im Kopf. „Ich habe probiert, es wegzuschieben. Aber unterbewusst ist es doch da.“

Auf eine Platzierung als Ziel wollen sich die Beachvolleyballer bisher nicht festlegen: „Das Feld bei den Männern ist sehr eng. Wir setzen uns immer kleine Ziele, wollen nun als Erster oder Zweiter aus der Gruppe rauskommen“, sagte Thole.

Die Kulisse, vor der sie in Hamburg spielen, ist eine große Party, zumindest setzen die Veranstalter alles daran, dass es so wirkt. Bezahlte Helfer drücken den Besuchern, die keinen Eintritt zahlen müssen, Klatschpappen in die Hand. Überall hängt bunte Werbung von Versicherungen, Banken, einem Discounter und der Bundeswehr. Etwas weiter oben, in einem Bogen des Stadionovals, dreht der DJ mächtig auf. Ohne diesen geht es anscheinend nicht mehr beim Beachvolleyball. Ist ein Ballwechsel beendet, wummern nur Bruchteile einer Sekunde danach die ersten Klänge eines Pop-Liedes aus den Boxen: „Let’s get loud“oder die C+C Music Factory kreischt „Everybody dance now!“ Auf der LED-Bande hüpfen Buchstaben. „Make some noise“ lautet die Aufforderung, und die Zuschauer hauen im Takt ihre Klatschpappe in die hohle Hand.

„So unbeschwert wie im Vorjahr konten wir hier beim Auftakt nicht mehr aufspielen“

Clemens Wickler, Deutscher Beachvolleyballer

Laura Ludwig, die Olympiasiegerin von Rio de Janeiro 2016 und Weltmeisterin hat hier zusammen mit ihrer Teamkollegin, der Hamburgerin Margareta Kozuch, das erste Spiel gegen die US-Amerikanerinnen Kelly Larsen und Emily Stockman mit 2:0 gewonnen.

„Es fühlt sich gut an, dass wir so ins Turnier gestartet sind“, sagte Kozuch. Für das Duo geht es bei der WM auch darum, sich mit ihrer Leistung für die Olympia-Plätze für 2020 zu empfehlen. Die Partyatmosphäre am Rothenbaum scheint Beachvolleyballerin Ludwig anzuspornen: „Natürlich ist das Publikum ein Faktor“, sagte sie. „Ich musste mir die Gänsehaut abstreifen.“(taz/dpa)