Speeddate mit Kim Jong Un

US-Präsident Donald Trump trifft spontan den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un und lädt ihn sogar ins Weiße Haus ein. Der ist überrascht

Keine Scheu: Trump trifft Kim Foto: Kevin Lamarque/reuters

Von Felix Lee

Keine Frage: Donald Trump hat mal wieder bewiesen, dass er für eine Überraschung gut ist. Auf seiner Rückreise vom G20-Gipfel in Osaka hat der US-Präsident am Sonntag spontan den nordkoreanischen Diktator Kim Jong Un getroffen, und zwar auf nordkoreanischem Boden.

Nach Angaben seines Stabs landete er um kurz nach 14.30 Uhr Ortszeit an Bord seines Regierungshubschraubers „Marine One“ in der entmilitarisierten Zone an der Grenze zwischen Nord- und Südkorea und überschritt sogar für einige Minuten die Demarkationslinie. Er ist damit der erste amtierende US-Präsident, der nordkoreanisches Staatsgebiet betritt.

Es handelte sich zwar um ein sehr kurzes Treffen von gerade einmal 50 Minuten; konkret über Nordkoreas viel kritisiertes Atomwaffenprogramm haben sie nicht geredet, sondern lediglich vereinbart, die Verhandlungen zu intensivieren.

Trump lud den Diktator zu einem Besuch ins Weiße Haus nach Washington ein. „Ich war stolz, über die Linie zu treten“, sagte Trump zu Kim bei ihrem Treffen im Freedom House auf der südkoreanischen Seite des Dorfs Panmunjom. „Dies war ein sehr legendärer, sehr historischer Tag.“

Die USA fordern von Nordkorea, seine Atomwaffen aufzugeben. Das Kim-Regime wiederum fordert die Aufhebung der Wirtschaftssanktionen und eine Sicherheitsgarantie, nicht von US-Kräften gestürzt zu werden.

Trump ist der erste US-Präsident, der einen nordkoreanischen Machthaber von Angesicht zu Angesicht gegenübertritt. Bei dem Treffen am Sonntag handelt es sich um ihre dritte Begegnung. Nach dem ersten Gipfel vor einem Jahr in Singapur feierte Trump die Annäherung groß. Sein zweites Treffen Anfang Februar in Hanoi fiel hingegen ernüchternd aus. Sie trennten sich ohne Vereinbarung. Seitdem liegen die Verhandlungen weitgehend auf Eis.

„Dies war ein sehr legendärer, sehr historischer Tag“

Donald Trump, US-Präsident

Kim gab denn auch zu, dass er „überrascht“ war, als Trump ihn am Samstag über Twitter eingeladen habe, ihn zu treffen. Kim fühlte sich sichtlich geehrt. Gegenüber Trump sagte er, für ihn sei dies „Ausdruck seiner Bereitschaft, die gesamte unglückliche Vergangenheit zu eliminieren und eine neue Zukunft zu beginnen“.

Für diesen Blitzbesuch hat Trump seine engsten Vertrauten mitgebracht. Seine Tochter Ivanka und deren Mann Jared Kushner begleiteten ihn sowie Finanzminister Steven Mnuchin. Mnuchin ist verantwortlich für die Sanktionen, die die USA gegen Nordkorea verhängt haben. Aus US-Kreisen heißt es, Trump würde eine Erleichterung der Sanktionen in Betracht ziehen. Kims Chefunterhändler waren bei der Begegnung nicht zu sehen. Trumps Nordkorea-Verhandler Stephen Biegun soll sich aber bereits in der Nacht mit ihnen getroffen haben.

Nur idyllisch ging es bei dieser Begegnung nicht zu. Der US-Fernsehsender CNN berichtet, auf dem kurzen Weg von der nordkoreanischen Seite zum südkoreanischen Grenzgebäude hätten offenbar höchst nervöse Leibwächter Kims den Weg so ruppig frei gemacht, dass Trumps gerade erst ins Amt beförderte Pressesprecherin Stephanie Grisham sich dabei leicht verletzte.