Leckerchen für Victoria

Der Marzipanismus des Rolf Seelmann-Eggebert

Marzipanista-Foto: reuters

Wie Journalismus richtig funktioniert, macht den Kollegen ein Altmeister der Branche vor: Der 82-jährige Rolf Seelmann-Eggebert, dessen Kampfname „Adelsexperte“ ist, erklärte jetzt in der Trockenhaubenzeitschrift Gala, wie er sich Prinzessinnen gefügig macht – zumindest die schwedische Kronprinzessin Victoria: „Wann immer ich sie treffe, bringe ich ihr Lübecker Marzipan mit.“ So treibt man die Subjekte der kritischen Berichterstattung in die publizistische Abhängigkeit: mit Marzipan! „Als sie mal hier in Hamburg im Museum für Völkerkunde war, schob ich ihr eine Packung unterm Tisch zu, von Schoß zu Schoß sozusagen. Da bekam sie richtig leuchtende Augen.“ Die Leckerchen-Prinzessin und ihr Schoßschieber, die Leuchtschwedin und ihr Seelmännchen – ein Junkie-Dealer-Verhältnis. So geht Journalismus! Und nicht wie sonst bei Hofberichterstattern, die von Kanzlerinnen als publizistische Schoßhündchen an der langen Leine gehalten werden und Männchen machen müssen, um wenigstens einen Zipfel der Macht zu erhaschen. Diese Punzenlecker! Dem Marzipanismus eines Seelmann-Eggebert gehört die Zukunft des Journalismus.