US-Präsident Trump in London: Drinnen May, draußen Corbyn

Die britische Premierministerin trifft den US-Präsidenten. Oppositionsführer Corbyn spricht lieber vor seinen Gegnern.

Menschen auf eienr Demonstration, einige halten einen Banner, eine Frau spricht durch ein Megafon

„Zusammen gegen Trump“, aber so richtig eingeübt ist das noch nicht: London, 4. Juni Foto: ap

LONDON taz | „Zusammen können wir die Welt verändern“ rief Jeremy Corbyn auf einer Bühne vor Tausenden Jubelnden in Whitehall, der Hauptstraße der Londoner Regierungsbezirks. Der britische Labour-Oppositionsführer sprach zum Abschluss einer Kundgebung gegen den Besuch von US-Präsident Donald Trump – kurz bevor dieser keine 300 Meter entfernt im Amtssitz der Premierministerin Theresa May vor die Presse trat und die enge Zusammenarbeit der beiden Länder würdigte.

Corbyn zog den Auftritt vor den Demonstranten einem Treffen mit Trump selbst vor. Er hatte eine Einladung zum Staatsbankett mit Trump und der Queen am Montagabend ausgeschlagen. Am Dienstag bezeichnete Trump Corbyn als „negative Kraft“. Von den Organisatoren der Demonstration als der nächste Führer in 10 Downing Street angekündigt, betonte Corbyn, er stehe für eine friedvolle Welt gegen Islamophobie, Antisemitismus und Rassismus.

Besonderen Applaus erhielt er für seine Verteidigung des staatlichen britischen Gesundheitssystems NHS – ein Verweis auf die verbreitete Angst bei der britischen Linken, dass die USA nach dem Brexit einen Zugang privater Gesundheitsunternehmen zu den britischen Märkten im Rahmen des angestrebten britisch-amerikanischen Freihandelsabkommens fordern könnten. „Wir werden nicht für so was geradestehen“, sagte Corbyn.

Auch die einzige Parlamentsabgeordnete der britischen Grünen, Caroline Lucas, meldete sich zu Wort und forderte dass Trump nach Hause gehe. Lucas war nicht die einzige, die die Verbindung Trumps zum Brexitpartei-Führer Nigel Farage und zum konservativen Favoriten auf Theresa Mays Nachfolge, Boris Johnson, ansprach.

„Er bringt mich auf die Palme“

Nicht zu Wort kamen hingegen der Anwärter auf die Führung der Liberaldemokraten, Ed Davey, und der Fraktionsführer der schottischen Nationalisten (SNP) im britischen Unterhaus, Ian Blackford. Davey, der zwischen 2012 und 2015 Staatssekretär für Klimawechsel in der konservativ-liberalen Koalitionsregierung von David Cameron gewesen war, erklärte der taz, dass er gerne gesprochen hätte, aber nichts vereinbart worden sei.

Er sei gekommen, um gegen die Leugnung des Klimawandels durch Trump ein Zeichen zu setzten, sagte Davey; es wäre jedoch kein Protest gegen die USA – denn bei den Klimaverhandlungen von Paris, vor der Ära Trump, habe er mit vielen US-Amerikanern konstruktiv zusammengearbeitet.

Sukie Virk, 52, kam aus der mittelenglischen Stadt Leicester, um in London gegen Trump zu demonstrieren. „Jedes Mal wenn Trump seinen Mund aufmacht, bringt er mich auf die Palme“, sagte sie. „Ich musste kommen, um etwas getan zu haben.“ Madison Bacon, eine 22-jährige Studentin aus den USA, war sogar extra aus Edinburgh angereist. „Es ist meine Verantwortung, hier dabei zu sein.“

Karis McIntyre, 14, Elijah McKenzie-Jackson, 15, und Max Smith, 12, gingen auf die Demo statt zur Schule. „Wir gehören dem studentischen Klimaschutznetzwerk an, das auch bei den Freitagsdemos mitmacht“, so Smith. „Trump steht für die Kohlewirtschaft, Fracking und gegen das Pariser Klimaübereinkommen“, fügte McIntyre hinzu. Für Huda Ammori, 25, hat Trum durch seine Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels bewiesen, dass er gegen die Interessen der Palästinenser stehe. Palästinensische Fahnen wurden vor der Demo freigiebig verteilt.

Derweil betonte Trump die guten Aussichten auf ein substanzielles Handelsabkommen zwischen den USA und Großbritannien. „Das ist etwas, was ihr und unsere Leute tun wollen. Lasst uns einen Deal machen!“

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