npd im offenen kanal
: Testbild für die Meinungsfreiheit

Manchmal ist das Fernsehprogramm richtig ekelig. Dann bringt der RBB sein berühmtes „Heimatjournal“, RTL sendet „Explosiv – Weekend“ und Sat.1 toppt alles mit „Kommissar Rex“. Das nennt sich Samstagabendprogramm, genauer: Vorabendprogramm. Bei so einem Angebot zappt der verzweifelte Zuschauer sogar zum Offenen Kanal. Der hat wenigstens Nazis im Programm. Ein echter Aufreger.

KOMMENTAR VON GEREON ASMUTH

45 Minuten lang durfte der NPD-Landesvorsitzende Claus Schade am Samstagabend über den Bürgerfunk seine Sicht der Dinge verbreiten. Nur selten unterbrochen von den wenigen Fragen eines offenkundigen Sympathisanten. Ein echter Aufreger? Nein.

Denn der Offene Kanal wurde extra für Randständiges eingerichtet. Dort kann jeder sein eigenes Programm erstellen und senden. In eigener Verantwortung. Ohne Zensur und ohne die Vorgaben quotengeiler Produzenten. Das ist ein echter demokratischer Gewinn, selbst wenn zu oft wenig Hochgeistiges über den Sender geht.

Meinungsfreiheit aber bedeutet vor allem eines: die Meinung des anderen aushalten können. Auch wenn sie dumm ist, erst recht, wenn sie verabscheuenswert ist. Und wenn sich jemand strafbar macht – etwa durch Volksverhetzung? Das wäre ein Fall für Polizei und Staatsanwaltschaft. Die können dann wunderbar ermitteln, denn nirgendwo werden die Aussagen so gut aufgezeichnet wie im TV.

Manchmal ist das Fernsehprogramm einfach nur ekelig. Zum Beispiel, wenn Nazis dort die Meinungsfreiheit austesten. Manchmal sollte man genau dann hingucken. Aufregen kann man sich danach immer noch. Wer will, kann daraus sogar eine eigene Sendung machen – zumindest im Offenen Kanal.

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