Esther Slevogt
betrachtet das Treiben
auf Berlins Bühnen
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Die Spielzeit bounct so langsam aus. Ein letzter Höhepunkt vor der Sommerpause ist die „Lange Nacht der Autor*innen“ im Deutschen Theater. Schon im Dezember hatte eine Jury (bestehend aus der Theaterkritikerin Esther Boldt, der Filmregisseurin Valeska Grisebach und der Schauspielerin Steffi Kühnert) aus 113 eingeschickten Texten drei Finalistinnen gekürt: Lisa Danulat, Eleonore Khuen-Belasi und Svealena Kutschke – beziehungsweise deren Stücke „Entschuldigung“, „ruhig Blut“ und „zu unseren füßen, das gold, aus dem boden verschwunden“. Die wurden inzwischen inszeniert und werden nun im Rahmen dieser „Langen Nacht“ uraufgeführt. Theater-Bingewatching mit zeitgenössischer Dramatik, bis der Vorhang fällt oder das Licht ausgeht. Vorher kann man den Dramatikerinnen im Autorinnensalon leibhaftig begegnen.

Wer nach den drei Uraufführungen noch nicht genug hat, kann ab 22 Uhr bei „Menschen Tiere Religionen“ einen Leseparcours mit neuen Texten der jungen Dramatikerinnen Svenja Viola Bungarten, Caren Jeß und Nele Stuhler mitmachen (Deutsches Theater: „Lange Nacht der Autorinnen“, 8. 6. ab 18 Uhr).

Eine Dramatikerin steht auch im Mittelpunkt der Boulevard-Komödie „Alles was sie wollen“ von Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière, die am 7. Juni in der Komödie am Kurfürstendamm zu sehen ist, die sich derzeit nicht am Kurfürstendamm, sondern am Schillertheater befindet. Denn an ihrem ehemaligen geschichtsträchtigen Standort klafft nun eine gigantische Lücke: mit den alten Theatern wurde in den letzten Wochen nämlich gleich ein ganzes Karree abgerissen. Dies ist nun aber nicht die Ursache der Schreibblockade von Lucie, der Dramatikerin, sondern die unerwartete Tatsache, dass sie glücklich ist. Deswegen sucht sie nun jemanden, der sie unglücklich macht. Unglück schließlich war stets ihre größte Inspirationsquelle. Ja, und dann kommt Thomas, und zwar in Gestalt von Herbert Herrmann, der auch Regie geführt hat. (Komödie am Kurfürstendamm im Schillertheater: „Alles was sie wollen“, Premiere 7. 6., 20 Uhr).

Die Vagantenbühne zeigt mal wieder ihren Slapstick-Renner „Shakespeares sämtliche Werke (leicht gekürzt)“ – ein aberwitziges Komödienspektakel, das im letzten Jahrtausend in dem legendären Charlottenburger Kellertheater herausgekommen ist. Es inszenierte Andreas Schmidt, der große Schauspieler (u. a. in Andreas Dresens Film „Sommer vorm Balkon“) und Regisseur, der 2017 fiel zu früh verstarb. Die Inszenierung aber lebt. Und wie (Vagantenbühne, „Shakespeares sämtliche Werke“ 6. 6., 20 Uhr).