DAS ENTSCHEIDENDE DETAIL
: Vorhaut mit Zacken

POST Sommerloch ohne Ende: Eine Briefmarke mischt den Beschneidungsdiskurs auf

Der Versuch, das diesjährige Sommerloch in der deutschen Presselandschaft zu stopfen, ging eindeutig auf die Vorhaut. Ob dafür geschätzte zwei Quadratzentimeter genug sind? Wer weiß. Jedenfalls wurde die Sau wochenlang durchs Dorf gejagt, ob kleine Jungs beschnitten werden dürfen, wenn die Eltern Muslime oder Juden sind und das für ihr Kind als heilsnotwendig betrachten. Nachdem in den ersten Septembertagen so etwas wie Ruhe einzukehren schien, bekommt die Sau nun erneut einen Tritt verpasst. Und zwar von der Deutschen Post persönlich. Die präsentiert heute im Stuttgarter Rathaus eine SONDERBRIEFMARKE, anlässlich des 200. Geburtstages der Deutschen Bibelgesellschaft. Auf der Briefmarke wird ein Bibelausschnitt in Fraktur präsentiert. Eigentlich zu klein, um ihn zu lesen, aber da steht: „Und da acht Tage um waren, daß das Kind beschnitten wurde; da ward sein Name genannt Jesus (Lukas 2, 21).“ Nein, das war keine Absicht, betont die Bibelgesellschaft. Man habe die Briefmarke bereits 2011 geplant und diesen Auszug genommen, weil das ein besonders bekannter Text sei. Die Post versucht also, das ausklingende Sommerloch mit einer zwei Quadratzentimeter großen Beschneidungsbriefmarke zu stopfen. Das geht auf keine Vorhaut. RAPHAEL SARTORIUS