wie machen sie das?
: Der Fastende

Hamza Tumi, 24, kommt aus Libyen und lebt seit 2013 in Deutschland. Der Medizinstudent ist gläubiger Moslem, jobbt als Dolmetscher und geht in seiner ­Freizeit für einen Berliner Fußball-Bezirksligisten auf Tore­jagd.

taz am wochenende: Herr Tumi, im Ramadan verzichten Sie zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang auf Essen und Trinken. In den dreißig Tagen gehen Sie zur Uni, arbeiten und stehen dreimal in der Woche auf dem Fußballplatz. Wie machen Sie das?

Hamza Tumi: Am wichtigsten ist das Wollen: Ich will fasten. Meine Religion verwandelt diesen Wunsch dann in ein Müssen. Es geht nicht anders, solange ich gesundheitlich in der Lage dazu bin.

Für viele Menschen unvorstellbar.

Früher habe ich jedes Jahr meine Eltern gefragt, wie sie das bloß schaffen. Als ich dann mit sechzehn anfing, selbst zu fasten, habe ich gemerkt, wie schnell es zur Gewohnheit wird.

Ist das Fasten anfangs schwerer als gegen Ende des Monats?

Die ersten Tage sind immer schwierig.

Fällt es Ihnen schwerer, sich in der Vorlesung oder bei der Arbeit zu konzentrieren?

Ja. Medizinisch betrachtet fehlt dem Körper einfach Energie. Vor allem das Gehirn braucht Zucker und Wasser. Das versuche ich über meine Psyche auszugleichen.

Intervallfasten, also ein paar Stunden am Tag nichts essen, ist ähnlich wie das, was Sie machen, und voll im Trend. Wer hat von wem abgeschaut?

Intervallfasten? Hab ich noch nie von gehört.

Machen Sie auch mal eine Ausnahme?

Letztes Jahr durfte ich drei Tage trinken und essen, als ich meine Cousine in Köln besucht habe. Reisende sind vom Fasten ausgenommen. Die Tage habe ich nachgeholt.

Einzelne Tage können nachgeholt werden?

Dafür ist bis zum nächsten Ramadan Zeit. Das ist unkompliziert. Ich habe dann drei Tage im Winter gefastet. Das war viel einfacher, weil die Sonne schon um 16.30 Uhr untergeht.

Wie klappt das mit Fußball und Fasten?

Da habe ich weniger Kraft, ganz klar. Meine Konzentration ist nicht bei hundert Prozent und ich laufe weniger. Das Gute ist, wir trainieren abends und danach kannich direkt essen und trinken.

Und Sonntagmittag bei den Spielen?

Es ist kein Zufall, dass ich in den drei Spielen im Ramadan erst ein Tor gemacht habe. Ich bin einfach nicht in Top-Form.

Trotzdem sind Sie der beste Torschütze Ihres Teams.

Ich habe jetzt in 17 Spielen 17 Mal getroffen. Seitdem ich faste, geht die Torquote aber runter. Mal schauen, am Sonntag haben wir das letzte Saisonspiel.

Interview: Simon Wörz