Ermittlungen wegen Folterritual

Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Misshandlungen in der Jugendakademie des SG Flensburg-Handewitt

Von Lukas Ziegler

Die Berichterstattung über ein grausames Aufnahmeritual an der Jugendakademie des Handballvereins SG Flensburg-Handewitt hat Folgen. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen schwerer Körperverletzung. Über Jahre wurden Neulinge auf dem Internat von anderen Sportlern mit einer Rohrzange gefoltert, wie Der Spiegel und der NDR berichteten.

„Ein Ermittlungsverfahren gegen unbekannt wurde eingeleitet“, sagt Stephanie Gropp, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Flensburg am Dienstag der taz. „Die Ermittlungen stehen allerdings noch am Anfang.“ Es gelte zunächst den Sachverhalt eindeutig zu klären. Eine Anzeige habe es nicht gegeben. „Wir haben die Ermittlungen auf Grund der medialen Berichterstattung eingeleitet“, sagte die Sprecherin. Der Verein wollte am Dienstag den Vorgang mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen und eine eigene Stellungnahme vom Sonntag nicht weiter kommentieren. Man würde allerdings mit der Staatsanwaltschaft „in vollem Umfang kooperieren“, so eine Vereinssprecherin.

Der NDR und Der Spiegel hatten am vergangenen Wochenende über die traumatischen Erlebnisse eines ehemaligen Internatsbewohners berichtet. Der damals 16-Jährige sei im Jahr 2016, einige Monate nach seiner Ankunft in der Akademie, von älteren Bewohnern in seinem Zimmer aufgesucht und festgehalten worden. Dann hätten sie ihm mit einer Rohrzange mehrfach die Brustwarzen umgedreht.

Das Aufnahmeritual sei von den Jungen „die Zange“ genannt und offenbar seit der Gründung der Akademie im Jahr 2008 bis mindestens 2016 durchgeführt worden. Die Eltern des betroffenen Jungen hatten damals die Akademieleitung mit dem Vorfall konfrontiert. Laut der Mitteilung des Vereins vom vergangenen Sonntag seien daraufhin „zielgerichtet Maßnahmen“ ergriffen worden. Weitere Vorfälle dieser Art seien seitdem nicht bekannt.

Laut NDR und Spiegel hingegen soll außer einem Gespräch wenig passiert sein. Der Spiegel schreibt zudem, Jungen hätten davon erzählt, dass das Ritual wieder eingeführt worden sei.