das portrait
: Carmen Rothwill ein Ende der Drei-Klassen-Gesellschaft

Alles richtig gemacht, trotzdem abgestiegen: Carmen Roth Foto: dpa

Die letzte Dienstfahrt im grün-weißen Bus war für Carmen Roth die traurigste. Zwei Jahre hat sie die Bundesliga-Frauen von Werder Bremen erfolgreich trainiert und gerade beim Pokalfinalisten SC Freiburg ein starkes Unentschieden geschafft. Doch im Parallelspiel hatte Konkurrent Bayer Leverkusen gegen die SGS Essen sieben Minute vor Schluss das überraschende Siegtor erzielt und die Bremerinnen auf den Abstiegsplatz verwiesen. Zwei Wochen ist das her. „Es ist noch nicht wirklich angekommen“, sagte Roth noch zwei Tage später.

Vor zwei Jahren kam Roth als Nachwuchstrainerin des FC Bayern München mit dem Ruf nach Bremen, junge Spielerinnen entwickeln zu können. Tatsächlich schaffte sie es, den Abgang von Spitzenspielerinnen, den Werder aufgrund der finanziellen Möglichkeit einkalkulieren muss, mit dem Einbau junger Spielerinnen zu kompensieren und in der letzten Saison den Klassenerhalt zu erreichen. Auch jetzt sah es nach einer überzeugenden Rückrunde bis zuletzt nach dem Verbleib in der Elite-Liga aus.

Doch nun geht der Fahrstuhl also wieder nach unten – und Carmen Roth ist nicht dabei. Sie hatte schon zu Beginn der Rückrunde angekündigt, als Trainerin eine Pause machen und in ihren Beruf in die Versicherungsbranche zurückkehren zu wollen. „Nach 34 Jahren ununterbrochener Tätigkeit als Spielerin und Trainerin ist es schön, Zeit für die Familie, Freunde und sich selbst zu haben“, sagt die 40-Jährige. Für Frauen ist das Risiko, alles auf eine Trainerkarriere zu setzen, immer noch sehr viel größer als für Männer – die Anzahl gut bezahlter Jobs im Frauenbereich ist knapp, der Zugang zum bezahlen Männer-Fußball immer noch so gut wie versperrt.

Ihren Abgang verbindet Roth mit Kritik am DFB. „Es ist ja nicht so, dass wir jedes Jahr einen Schritt weitergehen im Frauen-Fußball, es geht eher zurück, das sieht man ja auch an den Zuschauerzahlen“, sagte sie dem Weser-Kurier. Die Liga habe eine Drei-Klassen-Gesellschaft. „Da hat der DFB viel zu tun, die Liga noch mal interessanter zu machen“. Ralf Lorenzen