Torben Becker
sichtet die sozialen Bewegungen der Stadt
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Sie sind kleine Gegenentwürfe und Brüche mit dem gesellschaftlichen Alltag, die sogenannten Freiräume. Wie etwa das Festival Fusion sind sie Zeitmaschinen unserer Ideen, wie der im Film „Zurück in die Zukunft“ prominent gewordene Fluxkompensator, denn sie ermöglichen Blicke auf ein gleichberechtigteres Zusammenleben. Doch diese Räume entstehen nicht von selbst und müssen oft gegen gesellschaftlichen, politischen oder ökonomischen Druck verteidigt werden. Obschon Verteidigung nach hohler Kampfphrase klingt, zeigt sich, dass Grenzen von Freiräumen allzu leicht verschiebbar sind. Meistens zählt hier nicht der zwanglose Zwang des besseren Arguments, wie sich Jürgen Habermas die Verhandlung des kommunikativen Konsensus vorstellte, sondern der Zwang politischer und ökonomischer Hierarchien. Diesen etwas entgegenzusetzen, haben in der kommenden Woche verschiedene Veranstaltungen zum Ziel.

Heute wird zum weiteren Erhalt der Kiezkneipe Syndikat, die ihre Räume eigentlich bereits seit Jahresbeginn nicht mehr nutzen darf, vor dem Firmensitz der Hauseigentümerin Pears Global protestiert (23. 5., Kurfürstendamm 177, 16 Uhr).

Kurz darauf wird all der bereits verschwundenen Freiräume gedacht. Der dritte Untersuchungsausschuss des Zentrums für Kunst und Urbanistik organisiert dafür den Demo-Trauerzug „Katharsis der Freiräume“. Geschmückt mit nostalgischen Artefakten, geplanter symbolischer Beisetzung und anschließendem Leichenschmaus werden die einstigen soziokulturellen Freiräumen, die zur unkoordinierten Blühte Berlins beigetragen haben, trauernd gefeiert (23. 5., Hansaplatz, 17 Uhr).

Fast zeitgleich lädt Canan Bayram (Grüne) im Rahmen der Gesprächsreihe „Recht und gerecht?“ ein, über Möglichkeiten zu diskutieren, wie Mieter*innen gestärkt und der Kündigungsschutz verbessert werden kann (23. 5., Schreinerstraße 6, 19 Uhr).

Wenn jedoch soziokulturelle Freiräume verschwinden, ist das nicht immer nur ein Defizit für den Kiez, Bezirk, die Stadt und die Menschheit, sondern konkreter Einzelpersonen und Nachbarschaften. Im Rahmen des Offenen Neukölln Festivals (www.offenes-neukoelln.de) sollen im Schillerkiez mit einem Nachbarschaftsfest die Gemeinsamkeiten im Kiez gestärkt werden (24. 5., Mahlower Str. 27, 15 Uhr).

Am Samstag findet zudem das ProtestFest gegen Verdrängung statt, denn auch die individuellen Freiräume, die unsere Wohn- und Lebensräume sind, sind von der kapitalistischen Logik der dickeren Geldbörse bedroht (25. 5., Krossener Straße 36, 15 Uhr).