Zehn Kinder pro Tag müssen aus Familien raus

JUGENDÄMTER In Niedersachsen ist die Zahl der Kinder, die in Obhut genommen werden, gestiegen

Die Zahl der Kinder, die zu ihrem eigenen Schutz aus ihren Familien herausgenommen werden, ist in Niedersachsen nach aktuellen Statistiken überdurchschnittlich gestiegen. Im vergangenen Jahr nahmen die Jugendämter 3.561 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren in Obhut, teilte der Landesbetrieb für Statistik in Hannover mit. Das seien durchschnittlich zehn Kinder pro Tag.

Gegenüber dem Vorjahr (3.109) stieg die Zahl um 15 Prozent, gegenüber dem Jahr 2005 (2.060) sogar um 73 Prozent. Bundesweit lag der Anstieg im Vergleich zum Jahr 2010 bei sechs Prozent, verglichen mit 2005 bei 36 Prozent.

Die Jugendämter nehmen Kinder und Jugendliche in Obhut, wenn sie sich in einer akuten Krisensituation oder Gefahr befinden. Sie werden dann vorläufig in einer Einrichtung oder einer Familie untergebracht. Die Kinder wurden dabei den Angaben zufolge zum größten Teil nach Hinweisen von Lehrern, Eltern, der Polizei oder dem Jugendamt aus der Familie genommen. Knapp ein Drittel aller Betroffenen wurde auf eigenen Wunsch unter den Schutz des Jugendamtes gestellt.

Die häufigste Ursache war die Überforderung der Eltern oder eines Elternteils. Darauf folgten Beziehungsprobleme, Vernachlässigung oder Anzeichen für Misshandlung. In 44 Prozent der Fälle kehrten die Kinder und Jugendlichen später wieder zu ihren Eltern zurück.

Stark zugenommen hat die Zahl der jungen Menschen, die nach einer unbegleiteten Einreise aus dem Ausland in Obhut genommen wurden. Während 2011 insgesamt 187 Kinder und Jugendliche ohne Begleitung nach Deutschland kamen, waren es 2007 gerade einmal 23.  (epd)