Fitze, Fatze, Fuffzig

Helge Schneider hat runden Geburtstag. Auf Filme und Theater hat er keine Lust mehr. Kürzer tritt er nicht. „Auftritte machen mir eben Spaß“, sagt er

AUS MÜLHEIM MAREN MEIßNER

Als er im Alter von fünf Jahren anfängt, Klavier zu spielen, ist an Fotoshootings noch nicht zu denken. Die Familie lebt in bescheidenen Verhältnissen. Da sich der kleine Helge Schneider auch später mit einer bürgerlichen Karriere nicht anfreunden kann, bleibt dies erst mal so. „Ich war da sehr zäh“, sagt er heute. „Ich wusste, dass ich ein guter Musiker bin und die Leute zum Lachen bringen kann“. Auch wenn ihn in den 1980er Jahren manchmal nur drei Zuschauer sehen wollten – im Jahr 1993 schafft Helge Schneider mit Klamauk den Durchbruch, darf seinen ersten Hit „Katzeklo“ sogar bei „Wetten, dass...?!“ präsentieren. Es folgen die unvermeidlichen Filme, Bücher, CDs, Theaterstücke, Tourneen.

Helge wird in diesem Monat 50. In einem Mülheimer Hotel stellt er den neuen WDR-Film zu seinen Ehren vor. Doch erst einmal sitzen Regisseur Winni Gahlen und Produzent Rüdiger Daniel da und warten. „Mister Katzeklo“, so der Titel des 45-minütigen Films, der am 26. August ausgestrahlt wird, trottet kurze Zeit später gemächlich in den Raum. Nicht ohne sich zu beklagen, dass er sich gerade beim Fotoshooting bestimmt den Rücken verrenkt habe. Schlimm, denn auch in diesem Jahr geht er wieder auf Tour, macht beim „Kampf im Weltall“ das, was ihm am meisten Spaß macht: Improvisieren. „Ich will autark sein“, sagt er und lässt spritzend ein Stück Zucker in seinen Tee fallen. Seine Arbeit sei die auf der Bühne. Nur hier könne er das tun, was er wolle, natürlich ohne Vorschriften. Hin und wieder ein Buch zu schreiben sei zwar auch ganz nett, um zur Ruhe zu kommen. Aber die Arbeit an Filmen und Theaterstücken mache ihm eigentlich wenig Spaß. Man sei eben nicht frei in dem, was man sage und tue. Wendys Pferd Mocca würde wiehern vor Lachen.

Regisseur Gahlen lacht nicht. „Du meinst jetzt aber nicht unseren Film, oder?“, fragt er von der Seite. Helge reagiert professionell: „Nein, da wurde ich ja nur abgefilmt“. Eher dokumentarisch zeigt der Film das ganz normale Leben des Entertainers: beim Treckerfahren, beim Wurstbrotkaufen und natürlich beim Musikmachen – als „musikalische Baustelle, die nie fertig wird“. Das ist nur eine der Metaphern, mit denen die Filmemacher den Antihelden beschreiben. Schneider selbst sinniert darin über sein Leben, wie prominente Wegbegleiter auch: Harald Schmidt, Reinhold Beckmann, Otto Waalkes – alle sind völlig begeistert von der „Herrentorte“. Fragt sich, ob dem die Lobhudelei angenehm ist. Schließlich sieht er sich immer noch als „Außenseiter“ der Gesellschaft. „Künstler leben eben in ihrer eigenen Welt“, sagt er. Dass dies nur begrenzt stimmt, erfährt man schnell: „Wie lange dauert das hier noch? Ich muss noch meinen Rasen mähen“. Herzlichen Glückwunsch.