Neue Vorwürfe gegen Giffey

Plagiatsjäger werfen Ministerin „Textübernahmen“ in Dissertation vor

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey sieht sich erneuten Vorwürfen wegen ihrer Dissertation ausgesetzt. Die Internetplattform VroniPlag Wiki veröffentlichte am Wochenende ihre abgeschlossene Prüfung der Abschlussarbeit der SPD-Politikerin. Demnach enthalte diese „zahlreiche wörtliche und sinngemäße Textübernahmen, die nicht als solche kenntlich gemacht sind“.

Giffey hatte 2009 im Bereich Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin über „Europas Weg zum Bürger – Die Politik der Europäischen Kommission zur Beteiligung der Zivilgesellschaft“ promoviert. Die Plagiatsprüfer wollen in der Dissertation nun auf 37 Prozent der gut 200 Seiten Verstöße gegen wissenschaftliche Regeln gefunden haben. In einem Fall sei fast eine gesamte Seite aus einer englischsprachigen Abhandlung übersetzt worden. In mindestens 72 Fällen habe Giffey als Nachweis für ihre Aussagen teilweise oder gänzlich Quellen angegeben, „die dem Anschein nach willkürlich gewählt sind oder mit denen sich diese (so) nicht belegen lassen“, so VroniPlag. Selbst im Schlusskapitel sei die Hälfte einer Seite aus einem Bericht des Ausschusses für Kultur und Bildung des Europa-Parlaments ungenannt übernommen worden.

Auch die FU Berlin untersucht derzeit noch die Dissertation von Giffey. Laut Spiegel ist diese noch nicht abgeschlossen. Auch der Anwalt Giffeys habe sich bisher nicht zum VroniPlag-Ergebnis geäußert.

In den vergangenen Jahren hat es mehrere Plagiatsvergehen deutscher Politiker gegeben. Betroffen waren Ex-Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) oder die frühere Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU). Sie verloren ihre Doktortitel oder gaben sie freiwillig ab. (taz)