Dämpfer für die Meister-Spieler

Drittliga-Meister VfL Osnabrück hat zum ersten Mal seit dem feststehenden Zweitliga-Aufstieg ein Ligaspiel verloren. Nach sieben Siegen in Serie unterlagen die Niedersachsen dem FC Hansa Rostock

Von Thomas Wübker

Wunder gibt es im Fußball immer wieder. Das jüngste Beispiel ist der VfL Osnabrück. In der laufenden Spielzeit hat er die Liga dominiert und ist zu Recht Aufsteiger und Meister. Nur die 1:2-Niederlage gegen Hansa Rostock am Freitagabend goss etwas Wasser in den Wein.

Sinnbildlich für den Höhenflug steht der VfL-Stürmer Marcos Alvarez. War er in der Vorsaison noch ein Pummelchen, das über den Fußballplatz wuschelte, ist er nun eine Waffe innerhalb des Teams geworden und hat dem VfL durch seine direkt verwandelten Freistöße zahlreiche Punkte gesichert. Er spielte am Freitag stark, aber auch nachlässig – wie fast alle seine Mannschaftskameraden.

VfL-Trainer Daniel Thioune sprach nach dem Spiel von einem „Hang zur Überheblichkeit“. Doch der 44-Jährige verwies aber auch auf die 35 Spieltage zuvor, als die Mannschaft „am Anschlag“ gespielt habe, wie er es formulierte.

Immerhin rissen sich die Osnabrücker zusammen und spielten nach etwa einer Stunde den Fußball, der sie stark gemacht hat: mit viel Kampfkraft, flüssigen Kombinationen und Spielwitz. Da die Rostocker mithielten, entwickelte sich ein unterhaltsames Spiel.

Thioune gilt neben Sportdirektor Benjamin Schmedes als Architekt des Teams, das erfahrene, aber woanders gescheiterte Spieler wie Mittelfeld-Mann David Blacha oder junge Spieler wie Anas Ouahim oder das 19-jährige Eigengewächs Felix Agu integrierte. Thioune hat dem VfL eine andere Ausrichtung gegeben. Zwar soll der Aufstieg intern als Saisonziel ausgegeben worden sein. Aber der Trainer hielt sich mit vollmundigen Bekundungen zurück, setzte auf Bescheidenheit.

Thioune sagte nach dem Spiel gegen Rostock, er wolle mit seiner Mannschaft die 2. Liga bereichern, nicht einfach nur gegen den Abstieg spielen. Über Neuverpflichtungen von Spielern ist bisher nichts bekannt.

Im Profi-Fußball wird viel geredet. Da beteuern Spieler ihre Treue zum Verein – und wechseln kurz danach den Arbeitgeber, weil der ein besseres Gehalt bezahlt. Wenn also VfL-Stürmer Marcos Alvarez sagt, er fühle sich in Osnabrück wohl, habe Angebote anderer Vereine abgelehnt und seine Mannschaft sei eine geile Truppe – was ist dann davon zu halten?

Zunächst muss der VfL Auflagen der Deutschen Fußball Liga (DFL) erfüllen und das Stadion an der Bremer Brücke auf den neuesten Stand der Technik bringen. Dafür muss der Verein etwa zwei Millionen Euro in die Hand nehmen. Wenige Tage nachdem der Aufstieg feststand, meldeten sich Stimmen aus dem Osnabrücker Rat, die den Verein finanziell unterstützen wollen. Das findet einen Konsens, der durch fast alle Parteien geht. Als der VfL noch im unteren Drittel der 3. Liga dümpelte, konnte die Politik dem Volk eine Unterstützung der Profi-Fußballer nicht verkaufen.

Es bleibt nun abzuwarten, wie der VfL in die 2. Liga startet, wie das Team agieren wird, wenn es auf erfahrene Mannschaften trifft, die giftigeren Fußball als in der 3. Liga spielen. Und es bleibt abzuwarten, wie der VfL und sein Umfeld mit Misserfolgen umgehen wird.