Immer weniger Fromme

Laut einer Studie der Universität Freiburg wird sich die ohnehin schon geschrumpfte Mitgliederzahl der Bremischen Evangelischen Kirche in den nächsten 40 Jahren mindestens halbieren

In den Sechziger­jahren hatte die BEK noch über 500.000 Mitglieder. Heute sind es 190.000

Die Bremische Evangelische Kirche (BEK) erwartet einer aktuellen Studie zufolge in den kommenden Jahrzehnten erhebliche Mitgliederverluste und damit verbunden eine deutlich geschwächte Finanzkraft.

Bis 2060 werde sich die Zahl der Mitglieder mindestens halbieren und dann zwischen 80.000 und 100.000 betragen, sagte BEK-Verwaltungschef Johann Daniel Noltenius am Donnerstag. Derzeit hat die Kirche noch 61 Gemeinden mit knapp 190.000 Mitgliedern.

Das Forschungszentrum Generationenverträge der Freiburger Universität hat für die Katholische Deutsche Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) berechnet, wie sich die Zahl der Kirchenmitglieder und damit die Höhe der Kirchensteuer bis 2060 verändern wird. Zentrale Ergebnisse der Studie wurden am gestrigen Donnerstag öffentlich vorgestellt.

Ein Grund für die Rückgänge sei die demografische Entwicklung, erläuterte die BEK in einer Stellungnahme. Hinzu kämen kirchenspezifische Gründe. Damit sind beispielsweise ein Rückgang der Taufen und eine Zunahme der Austritte gemeint, die mit einer Abnahme der Bindungskraft der Kirche in Verbindung gebracht werden.

Eine zentrale Botschaft der Studie ist auch, dass die Kirchen noch gegensteuern können. „Die Forscher betonen, dass wir zwar den Faktor Bevölkerungsentwicklung nicht beeinflussen können, wohl aber das Tauf-, Austritts- und Eintrittsverhalten der Kirchenmitglieder“, sagte Noltenius. Die Herausforderung laute, auch zukünftig Kontakt zu Jugendlichen und jungen Familien zu halten. Die aktive Mitwirkung an der Gestaltung der Kirche sowie spirituelle, soziale und kulturelle Angebote müssten attraktiver gestaltet werden.

Die BEK sei aktuell die mitgliederstärkste Organisation in Bremen und bleibe ein wichtiger gesellschaftlicher Akteur, sagte Noltenius. Überlegungen zu einer möglichen Fusion mit anderen Landeskirchen aufgrund der sinkenden Finanzkraft seien „höchst spekulativ“. Die BEK werde Synergieeffekte durch Kooperationen nutzen, etwa bei der Gehörlosen-Seelsorge oder der Ausbildung künftiger PastorInnen.

In den Sechzigerjahren hatte die BEK noch mehr als 500.000 Mitglieder. (epd/taz)