Investoren stützen Bayer-Manager

Nach dem Misstrauensvotum bei der Hauptversammlung fürchten Aktionäre eine Zerschlagung

Die wichtigsten deutschen Bayer-Eigner halten dem Vorstand trotz des Misstrauensvotums durch die Aktionäre vorerst weiter die Stange. Sie wollen dem Management eine zweite Chance geben und warnen vor einem vorzeitigen Wechsel. „Einen Austausch des Managements würden wir zum aktuellen Zeitpunkt nicht für sinnvoll erachten“, teilte der größte deutsche Einzelinvestor, die Fondsgesellschaft DWS, am Montag mit. Sie hatte sich bei der Abstimmung über die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat bei der Hauptversammlung am Freitag enthalten.

Bei dem Aktionärstreffen in Bonn war der Bayer-Vorstand nicht entlastet worden, nur dem Aufsichtsrat sprachen die Eigner knapp das Vertrauen aus. Seit dem Monsanto-Kauf im vergangenen Sommer hat der Konzern gut 38 Milliarden Euro an Börsenwert verloren. In den USA sieht sich Bayer mit etwa 13.400 Klägern wegen des Verdachts der krebserregenden Wirkung des von Monsanto entwickelten Herbizids Glyphosat konfrontiert.

Werner Baumann ist der erste amtierende Vorstandschef eines Dax-Konzerns, dem die Aktionäre das Vertrauen entzogen haben. Auch die Fondsgesellschaften Union Investment und Deka verweigerten Vorstand und Aufsichtsrat die Entlastung. Union Investment will der Bayer-Führung aber eine zweite Chance einräumen, „um die Risiken in den Griff zu bekommen und das Unternehmen wieder auf einen stabilen Wachstumspfad zurückzuführen“. Ein überstürzter Austausch des Vorstandschefs würde das Risiko einer Zerschlagung erhöhen und könne damit nicht im Sinne von langfristig orientierten Investoren wie Union Investment sein.

Diese Gefahr hat sich nach Einschätzung von Analyst Markus Mayer von Baader Helvea aber nun erhöht. Durch das Misstrauensvotum steige die Wahrscheinlichkeit, dass Bayer ein Übernahmeziel werden könnte oder aktivistische Investoren auf eine Ablösung von Vorstand und Aufsichtsrat und eine Aufspaltung des Unternehmens drängen könnten. Nach Angaben von Insidern ist der aktivistische US-Hedgefonds Elliott bereits vor Längerem bei Bayer eingestiegen.

Die Deka hatte Vorstand und Aufsichtsrat aufgefordert, „künftig endlich wieder auf die Aktionäre zu hören“. Sie wollte ihren Vertrauensentzug als Warnschuss verstanden wissen und hatte gewarnt, dass ein neues Management das Chaos nur vergrößern würde.

Der Aufsichtsrat gab dem Management unmittelbar nach der Hauptversammlung Rückendeckung. Man nehme das Abstimmungsergebnis aber „sehr ernst“ und wolle den Vorstand unterstützen, das Vertrauen der Aktionäre „schnellstmöglich und vollständig wieder zurückzugewinnen“. (rtr)