Beruf Bürger­meister

Direkt gewählt, Repräsentant der Kommune und ganz überwiegend männlich: Doch Kandidaten sind bisweilen rar

BürgermeisterInnen führen die örtliche Verwaltung, repräsentieren die Gemeinde, leiten die Sitzungen der Gemeindeparlamente. Ihre Aufgaben und Stellungen unterscheiden sich je nach Bundesland und Größe des Ortes, einheitlich gilt aber für das Hauptamt die Direktwahl. Damit sind sie „in den Kommunen der Flächenländer die wichtigsten direkt legitimierten Führungspersönlichkeiten“, heißt es in der Studie „Beruf BürgermeisterIn“, die im Jahr 2008 von der Bertelsmannstiftung, de, Deutschem Städtetag und dem Deutschen Städte- und Gemeindebund herausgegeben wurde. Es ist eine der wenigen bundesweiten umfassenden Untersuchungen zu diesem Thema.

In Flächenländern mit vielen kleinen Gemeinden wie Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz ­überwiegen ehrenamtliche BürgermeisterInnen. Wo Dörfer zu größeren Orten zusammengelegt wurden, leiten Hauptamtliche die Verwaltungen. Im Amt sind sie zwischen sechs Jahren in Bayern bis neun Jahre in Mecklenburg-Vorpommern. In den meisten Ländern bewegen sich die Amtsperioden zwischen sieben und acht Jahren. KandidatInnen müssen über ein Mindestalter verfügen, in Niedersachsen ist es mit 23 Jahren am niedrigsten. Je nach Größe des Rathauses kann eine Qualifikation nötig sein. Laut der Befragung von 2008 ist auch jenseits der Vorschriften Verwaltungskompetenz für 41 Prozent der Bevölkerung wichtig.

Fast alle AmtsträgerInnen haben Erfahrungen in der ehrenamtlichen Politik gesammelt, bevor sie das Bürgermeisteramt übernahmen. Die größte Gruppe von GemeindechefInnen ist zwischen 50 und 60 Jahre und männlich. Die Studie von 2008 zählte einen Frauenanteil von nur 5 Prozent. 2018 lag er bei rund 10 Prozent – deutlich geringer als der Anteil von Frauen in den Landtagen, im Bundestag oder im Bundeskabinett.

Ein Parteibuch ist keine Pflicht, dennoch wird die Mehrheit der gewählten BürgermeisterInnen von einer klassischen Partei nominiert. Bei der Befragung von 2008 waren auch 15 Prozent für eine Wählergemeinschaft und 26 Prozent als unabhängige BewerberInnen angetreten.

Die Überparteilichkeit zeigt auch, dass es Gemeinden zunehmend schwerfällt, KandidatInnen für das Amt zu finden. So werden Posten häufig bundesweit ausgeschrieben. Und manchmal findet sich einfach kein Kandidat für das Amt: In Mecklenburg-Vorpommern fallen die Bürgermeisterwahlen am 26. Mai deshalb unter anderem in Heinrichswalde, Krugsdorf, Sarow und Verchen aus. Esther Geißlinger