Kommentar Facebooks Skandale: Nicht einmal ein leises Rütteln

Facebook drohen in den USA wegen Datenschutzverstößen Milliardenstrafen. Doch der Konzern bleibt davon unbeeindruckt.

Schriftzug von facebook

Der Name steht für ausgemachte Datensammelwut Foto: ap

Für Facebook ist es eine ganz einfache Rechnung: Wie viel verdient das Unternehmen dadurch, dass es ständig gegen Datenschutzvorschriften verstößt? Und viel hoch sind die Geldbußen, die ihnen dafür drohen? Steht unterm Strich ein Plus, dann lohnen sich die Verstöße für den IT-Konzern, so einfach.

Kein Wunder also, dass die An­le­ge­r:innen entspannt reagieren, selbst wenn Facebook ankündigt, mit einer 5-Milliarden-Forderung der zuständigen US-Behörde FTC zu rechnen. 5 Milliarden US-Dollar, was sind das schon, wenn gleichzeitig Zahlen bekannt gegeben werden, wie: Im März 8 Prozent mehr täglich aktive Nutzer:innen als im Vorjahresmonat. Oder: 2,1 Milliarden Menschen nutzen täglich einen der Facebook-Dienste vom Onlinenetzwerk selbst über Instagram bis zu Whatsapp. Mehr Nutzer:innen, das heißt, mehr persönliche Daten, da lohnt sich jeder Datenschutzverstoß gleich noch viel mehr.

So wie die Situation derzeit ist, kann Facebook schlichtweg machen, was es will. Was immer Aufsichtsbehörden an Strafzahlungen verhängen, so hoch, dass sie ein Unternehmen mit einer Geldreserve von 45 Milliarden US-Dollar kratzen, werden sie kaum sein. Selbst die in etwa wöchentlichen Nachrichten über neue Verstöße – der neueste: Millionen Passwörter im Klartext gespeichert – führen nicht dazu, dass sich Nutzer:innen und Anleger:innen entrüstet abwenden. Vielleicht ist es sogar eher der gegenteilige Effekt: Abstumpfung. Am Ende sind es eben doch nur ein paar Millionen Passwörter hier, ein paar Millionen unrechtmäßig hochgeladene E-Mail-Adressen dort. Oder?

Es ist einfach zu sagen, dass Nut­ze­r:in­nen, die ihre Daten bei Facebook hinterlassen, mittlerweile doch wissen müssten, worauf sie sich einlassen – und mit allem zu rechnen hätten. Der Skandal ist, dass so ein Geschäftsmodell funktioniert. Und die Sank­tio­nen längst nicht ausreichen, an diesem Funktionieren auch nur vorsichtig zu rütteln.

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schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.

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