Kahlschlag beim Madsack-Verlag

ZEITUNGSGESCHÄFT Der Branchenprimus in Hannover will eisern sparen – trotz voller Kassen

Bei Madsack wird es ungemütlich. Wie diverse Branchendienste von den Dächer pfeifen, hat die Geschäftsleitung zum Kahlschlag angesetzt. Die Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ) soll Fax-Papier sparen, die Honorare für Nachrichtenagenturen um 1,6 Millionen und für Freie flächendeckend senken. Schneisen im Personalstand sind nicht ausgeschlossen. Beim Schwesterblatt Neue Presse (NP) stehen sechs von 47 Redakteursstellen zur Disposition. Der Grund sei das flaue Anzeigengeschäft, weshalb der zuständige Vorstand Matthias Forkel gleich mit gefeuert werde. Weiterhin geplant: das Outsourcing der gesamten Annoncen-Abteilung.

Die Verlagsleitung verweigerte gestern jede Stellungsnahme. Dabei wäre zumindest eine Fragen angebracht: Hat Madsack das nötig? Die Verlagsgesellschaft besitzt neben HAZ und NP etliche Anzeigenpostillen, Druckereien und hat Anteile an vielen Regional- und Lokalblättern. Hinzu kommen Beteiligungen an Rundfunksendern (Antenne, FFN, Radio 21), TV-Unternehmen (TIMM TV, AZ Media), an der City-Post sowie an der Hannover-Marketing-Gesellschaft mbH und der Hannover 96 Sales & Service GmbH & Co KG.

All das brachte laut Geschäftsbericht 2008 „wieder mal ein zufriedenstellendes“ Ergebnis. In Zahlen: 505,2 Millionen Euro Umsatz und 56,6 Millionen Reingewinn. Noch im Frühjahr hatte Vorstand Herbert Flecken tief in die Kriegskasse gegriffen, um Springers Anteile an den Kieler Nachrichten, den Lübecker Nachrichten, der Leipziger Volkszeitung und der Verlagsholding Hanseatische Verlags-Beteiligungs AG zu kaufen. Kostenpunkt: 310 Millionen Euro.

Jetzt spart man das Geld fürs Blattmachen. Aber Madsack hat vorgebaut. 2008 erwarb der Konzern das Webportal Myheimat.de. Da schreiben die Leser ihre Zeitung selber. Umsonst.

MICHAEL QUASTHOFF