Fahrradklimatest 2018: Schlechteres Klima für Fahrradfahrer

RadfahrerInnen fühlen sich immer unsicherer auf deutschen Straßen. Die fahrradfreundlichste Großstadt ist laut ADFC nun Karlsruhe.

Eine grüne Fahrradampel, aufgenommen in der Innenstadt von Karlsruhe

Grünes Licht für Radfahrer und Radfahrerinnen? Karlsruhe ist fahrradfreundlich Foto: dpa

Immer mehr Leute interessieren sich fürs Radfahren – und immer mehr sind unzufrieden mit den Bedingungen dafür. Das ist das zentrale Ergebnis des neuen Fahrradklimatests 2018, den der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) am Dienstag in Berlin vorgestellt hat.

Im Schnitt bewerteten die 170.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Fahrradklima in den deutschen Städten und Gemeinden nur mit der Schulnote 3,9. Bei der letzten Erhebung 2016 gaben sie eine 3,8 – die Radelnden sind also potenziell unzufriedener. „Das Fahrradklima verschlechtert sich“, sagte Rebecca Peters, Vize-Bundesvorsitzende des ADFC aus Bonn.

Besonders in den großen Städten fühlten sich die FahrradfahrerInnen unsicher. Mit der Schulnote 4,2 bewerteten sie das Sicherheitsgefühl im Durchschnitt nur noch als „ausreichend“. Falschparkende auf Fahrradwegen, ungünstige Baustellenführungen und Ampelschaltungen oder Fahren im Mischverkehr würden von den FahrradfahrerInnen besonders schlecht bewertet, so Peters. Am wichtigsten seien den RadlerInnen die Akzeptanz durch andere Verkehrsteilnehmer, ein gutes Sicherheitsgefühl, hindernisfreie Radwege, ein konfliktfreies Miteinander von Rad- und Fußverkehr sowie ausreichend breite Radwege, sagte die stellvertretende ADFC-Vorsitzende und forderte mehr Platz fürs Rad: „Es ist ganz entscheidend, dass die Kommunen dem ­Fahrradverkehr mehr Platz geben, um sicher zu fahren und um Fahrräder geschützt abzustellen.“

Bremen, Hannover und Leipzig sind die Metropolen mit mehr als 500.000 EinwohnerInnen, in denen sich die FahrradfahrerInnen am wohlsten fühlen. Bei den Großstädten zwischen 200.000 und 500.000 EinwohnerInnen hat Karlsruhe das westfälische Münster von Platz eins verdrängt. Freiburg im Breisgau belegt Platz 3. Baden-Württemberg und die Grenzregion zu den Niederlanden scheinen gutes Pflaster für FahrradfahrerInnen zu sein – viele der gut platzierten Städte liegen dort. Neben Münster belegten Bocholt, Reken, Rees, Nordhorn, Wettringen und Heek vordere Plätze – allesamt im Nordwesten der Republik.

„Ich will auch der Fahrradminister sein“

Aber auch Baden-Württemberg war mit der Gewinnerstadt Karlsruhe, Freiburg, Konstanz und Emmendingen gut vertreten. Benjamin Kistenmacher, Nachhaltigkeitsreferent der Studierendenvertretung am Karlsruher Institut für Technologie, hält das positive Ranking von Karlsruhe für gerechtfertigt: „Die Stadt fördert den Radverkehr“, so Kistenmacher. „Man kann hier gut fahren, es gibt viele breite Fahrradstraßen.“ Für die Studierenden sei das Rad mit Abstand das wichtigste Verkehrsmittel.

Das Bewusstsein für das Rad als selbstverständliches Transportmittel für Personen und Güter zu schärfen, darauf setzt man auch im Bundesverkehrsministerium. Vor allem mit Werbe- und Aufklärungskampagnen will man mehr Menschen zum Radfahren bewegen. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) kündigte zudem an, bis Pfingsten die Straßenverkehrsordnung zu novellieren und so den Radverkehr attraktiver zu machen. „Ich werde immer als Automobilminister dargestellt“, beschwerte sich Scheuer bei der Vorstellung des Fahrradklima­tests: „Ich will aber auch der Fahrradminister sein.“

Die Umfrage unter RadfahrerInnen lief von September bis November 2018. Die 170.000 Antwortbögen waren ein Rekord, zwei Jahre zuvor waren noch 120.000 abgegeben worden. Der „Fahrradklima-Test“ ist zwar nicht repräsentativ, gilt aber als wichtiges Stimmungsbarometer.

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