VW schickt Autonomedurch Hamburg

Volkswagen testet als erster Autobauer intelligente Fahrsysteme in einer deutschen Großstadt

Von Anja Krüger

Der Volkswagen Konzern testet erstmals autonomes Fahren unter realen Bedingungen in einer Großstadt. Am Mittwoch hat der Autobauer in Hamburg einen Versuch mit fünf elektronischen Golfs gestartet – der erste in einer deutschen Großstadt.

Die Stadt Hamburg und VW sind eine „Strategische Mobilitätspartnerschaft“ eingegangen. Bei den Tests werden sowohl die Anforderungen an Fahrzeuge als auch an die städtische Infrastruktur untersucht. In der Hamburger Innenstadt entsteht eine neun Kilometer lange Teststrecke für das autonome Fahren, die bis Ende 2020 ausgebaut wird. Entlang der Strecke rüstet die Stadt Ampelanlagen technisch auf, damit sie mit den Geräten in den eingesetzten Autos Daten austauschen können. Außerdem sollen Kamerasysteme, intelligente Straßenbaken und Sensoren an der Teststrecke installiert werden. Die Strecke soll künftig auch anderen Autobauern zur Verfügung stehen. Volkswagen ist der erste Nutzer. Der Test soll nach Angaben eines Konzernsprechers bis zum Sommer dauern. Geld zahlt der Autobauer für die Nutzung der Strecke nicht. Die Kosten in Höhe von 21,6 Millionen Euro tragen je zur Hälfte der Bund und das Land. „Wir stellen der Stadt Hamburg gewonnene Daten zur Verfügung“, sagte der VW-Sprecher. Damit soll der Verkehrsfluss verbessert werden.

Die fünf eingesetzten Golfs verfügen über elf Laser-Scanner, sieben Radare und 14 Kameras. Bei den regelmäßigen mehrstündigen Testfahrten beträgt der Datenaustausch in der Minute bis zu fünf Gigabyte – in den Kofferräumen der Golfs ist eine Rechnerleistung untergebracht, die 15 Laptops entspricht. Die Herausforderung: Die technischen Geräte in den Autos müssen alle relevanten Objekte wahrnehmen und darauf reagieren, sie dürfen aber keinen falschen Alarm geben. Nach Angaben von Volkswagen werden dabei unterschiedliche Ansätze von künstlicher Intelligenz eingesetzt, unter anderem neuronale Netzwerke und Mustererkennungsverfahren. Für den Fall, dass die künstliche Intelligenz versagt, ist ein Fahrer an Bord der Golfs, um eingreifen zu können. Das ist gesetzlich vorgeschrieben. Für den Einsatz autonomer Autos ohne FahrerInnen müsste die Gesetzeslage geändert werden.

Hamburg wolle sich als „Modellstadt für intelligente Mobilität“ etablieren, sagte Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos). Beim Weltkongress für intelligente Verkehrssysteme, der in zweieinhalb Jahren dort stattfindet, will die rot-grüne Landesregierung viele innovative Projekte vorstellen.