Es darf auch Schlager sein

Melodisch vergnügt, mit den Worten spielend, neuen Sinn findend: Peter Licht im Festsaal

Von Thomas Mauch

Er war gut gefüllt, der Festsaal Kreuzberg in Treptow. Eigentlich war er fast voll. Nur ein paar wenige Lücken gab es da noch als mögliches Zeichen, dass vereinzelte Peter-Licht-Fans an diesem Donnerstagabend vielleicht doch zu Bob Dylan gegangen waren, der gleichfalls in der Stadt weilte (mehr dazu weiter vorn auf Seite 16) und der immerhin bereits einen Nobelpreis erhalten hat für seine Liedermacherei.

Peter Licht dagegen kann in der Kategorie der Würdigungen auf den Publikumspreis beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb verweisen. Den hat er dort 2007 für einen Text bekommen. Weil der Mann aus Köln nicht nur Lieder singt. Er präsentiert sich auch als Autor, im Theater, schrieb eine Kolumne für die Süddeutsche Zeitung und hatte am Anfang des Jahrtausends mal einen ganz entspannten Hit mit seinem Lied vom „Sonnendeck“: „Wenn ich nicht hier bin, bin ich auf’m Sonnendeck“.

Im Festsaal präsentierte er aber erst einmal die Lieder seines aktuellen Albums „Wenn wir alle anders sind“, in der Lofi-Version für die Bühne. Einen musikalischen Begleiter hatte er dabei, der spielte meist Keyboards, Peter Licht spielte meist die Gitarre, und gespielt wurden ebendiese Lieder, bei denen man gar nicht immer so recht weiß, ob die nun albern tiefsinnig sind oder nur albern. Dann aber taugen die allemal noch als kleinkunstige Faschingshits.

Jedenfalls versteht es Licht, mit den Worten zu spielen, sie zu drehen und scheinbar absichtslos ins Absurde zu schlenzen, bis die Worte, neu im Sinn gewendet, wieder zurück ins Spiel kommen. Tricky auch, wie er musikalisches Schlagerpathos gern den Texten verpasst, die in dem Moment eigentlich klamm existenzialistisch dastehen. Ganz verzückt wollte man sich in diesen Melodien wiegen.

Aber wieso sollte man vom Existenzialismus nicht als Schlager singen können, auch wenn der dann wahrscheinlich gar kein Existenzialismus mehr ist und jedenfalls nicht mehr die reine Lehre. Eines der neuen Lieder, „Emotionale“, ist eine Verballhornung der „Internationale“. „Borderliner aller Länder, auf zum letzten Gedicht“, heißt es da in dem Lied, in dem Peter Licht die alte Weise natürlich der Lächerlichkeit preisgibt. Aber dann taumelt seine „Emotionale“ doch selbst wieder zwischen Wahn und, tja, Wahrheit.

Das alles ist in diesen Liedern, im Habitus ein bisschen wie Max Goldt und ein bisschen wie Heinz Rudolf Kunze, verspielt und gedrechselt. Und auch ein bisschen irrlichternd wie Georg Ringsgwandl. Also alles in einem doch sehr eigen.

Und ja, den Sonnendeck-Hit hat Peter Licht auch gespielt, einfach so, mittendrin im Konzert. Am Schluss des Konzertes gab es jubelnde Begeisterung.

So wie das auch bei Bob Dylan war.