Microsoft-Lobbying
: Politik & Pinguine

Alles war ganz normal. Drei als Linux-Pinguine verkleidete Mitglieder des Chaos Computer Clubs (CCC) versuchten, in den Festsaal des Abgeordnetenhauses zu watscheln. Grüne Parlamentarier verharrten eine Etage tiefer, um ihre Ablehnung zu zeigen. Und ein SPD-Abgeordneter schlich sich vorbei mit der Begründung, er sei auf dem Weg zum Fußballspielen.

Der Software-Gigant Microsoft hatte am Donnerstag zu einem „Parlamentarischen Abend“ in den Festsaal des Abgeordnetenhauses geladen. Etwa 100 ParlamentarierInnen, Bezirkspolitiker und Senatsmitglieder kamen. Abgeordnetenhaus-Präsident Walter Momper sprach ein paar Worte, Innensenator Ehrhart Körting (beide SPD) noch einige mehr.

„Die Grünen tun ja fast so, als seien die Abgeordneten kleine unmündige Kinder“, blaffte Momper. Die Oppositionspartei hatte kritisiert, aus der Volksvertretung könne ein „Lobbyistentreff mit angeschlossenem Parlamentsbetrieb“ werden. Und dass die Senatsinnenverwaltung gleichzeitig prüft, ob sich ein Umstieg von Microsoft-Software auf lizenzfreie Produkte lohnt? Microsoft-Manager Wolfgang Branoner breitete die Arme aus: „Ich habe nicht gesagt: Koofen Sie uns“, rief er in den Saal. „Sie werden die Leistung vergleichen. Und hey! – das ist doch vollkommen legitim.“ Branoner war mal CDU-Wirtschaftssenator. Alles ganz normal. MATTHIAS LOHRE