Sci-Fi-Autor über Flugtaxis: Der alten Welt entkommen

In Dirk van den Booms Romanen sind Flugtaxis noch reine Fantasie. Ein Gespräch über Kinderträume und neue Herausforderungen als Science-Fiction-Autor.

Ein animiertes Flugtaxi über dem Frankfurter Flughafen

Für eingefleischte Science-Fiction-Fans ein historischer Moment: konkrete Flugtaxi-Entwürfe Foto: dpa

taz: Herr van den Boom, heute reiht sich eine technologische Revolution an die nächste – und doch scheint ein fliegendes Auto ziemlich abgedreht. Warum eigentlich?

Dirk van den Boom: Das fliegende Auto ist nicht nur ein technologisches Phänomen. Es ist ein Symbol, eine Chiffre dafür, Grenzen zu überschreiten und der alten Welt samt ihrer Denkvorstellungen zu entkommen. Auch mich hat als kleiner Junge die Vorstellung fasziniert, in die Garage zu gehen, mich in ein Flugauto zu setzen und dann zwei Stunden später im südlichen Afrika oder sonst wo zu landen. Dass das fliegende Auto jetzt kommen soll, ist für den eingefleischten Science-Fiction-Fan schon ein historischer Moment.

Also auch für Sie?

Ja, auch in meinen Werken sind Gleitfahrzeuge, fliegende Autos und Co. oft das Mittel der Wahl. In meinem neuen Roman „Metropole 7“ wird sogar ein altes Flugtaxi von zentraler Bedeutung sein. Die Ankündigung, dass in Ingolstadt ein Flugtaxi vorgestellt wird, bescherte mir so ein kleines Déjà-vu mit meiner eigenen Arbeit. In dem Entwurf meines Flugtaxis habe ich sehr viel Zeit investiert; ich wollte es so detailliert wie möglich beschreiben und habe mir dazu auch die Entwürfe vom CityAirbus angeschaut. Sie entsprechen nicht ganz meinen Vorstellungen, aber daran kann man ja noch arbeiten.

Sie meinen das Flugtaxi, das Verkehrsminister Scheuer heute in Ingolstadt vorstellt. Einige Experten sagen, solche Objekte würden schon bald flächendeckend eingeführt. Doof für Ihren Roman, oder?

geb. 1966, ist Politologe und Science-Fiction-Autor von mehr als hundert Romanen, darunter die Serie „Rettungskreuzer Ikarus“ oder die Trilogie „Tentakelkrieg“. 2017 erhielt er den Deutschen Science-Fiction-Preis. Sein neuer Roman, „Metropole 7“, erscheint 2019.

In der Tat ist ein Grundproblem der Science-Fiction: Sie wird Realität. Wenn sie einen Blick in die verstaubte Science-Fiction der 50er Jahre werfen, fällt auf: Viele Utopien von damals sind längst überholt. Science-Fiction funktioniert nur noch – und das ist die Herausforderung, der sich Schriftsteller generell stellen müssen –, wenn man eine gute Geschichte schreibt. Der Science-Fiction-Kontext ist dann nur noch der Hintergrund für eine gut geschriebene Geschichte mit interessanten Protagonisten, einer packenden Handlung und mit Botschaften, die den Leser berühren. Wenn das gelingt, kann auch ein Science-Fiction-Roman zeitlos sein. Auch, wenn es das fliegende Auto darin irgendwann wirklich gibt.

Glauben Sie wirklich, dass das Flugtaxi bald kommt?

In manchen Bereichen sind wir dem, was sich die Science-Fiction der 50er Jahre noch erträumte, schon sehr nahe. Vieles von dem, was uns heute noch unvorstellbar erscheint, wird sich sehr schnell als realisierbar erweisen. Bis die Infrastruktur für Flugtaxis oder auch Elektroautos steht, wird sicher noch eine Weile vergehen. Aber wenn sich die Technologie als praktikabel und vor allem sicher erweist, dann werden wir das sehr bald auch privat nutzen. Ich persönlich hätte schon große Lust, mal in einem Flugtaxi zu fliegen.

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