Kaija Kutter Kommentar über Straßenbahn in Hamburg
: Die Sinne fahren mit

Wir müssen umsteigen vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel, keine Frage. Doch wer den Stadtverkehr plant, sollte die Sinne nicht außer Acht lassen.

Im eigenen Auto ist es gemütlich und warm. Im Bus zu fahren ist heute hingegen sehr unkomfortabel. Wenn die langen Gelenkbusse bremsen und anfahren oder um die Kurve biegen, wird man als Fahrgast oft hin- und her geschüttelt und muss sich sehr gut festhalten. Kein Vergleich zur gemütlichen Fahrt mit der Tram durch die Münchner Innenstadt.

Die vor Jahrzehnten gebauten U-Bahn-Linien bringen uns verlässlich im Takt von einem Stadtgebiet zum anderen. Doch ist die Fahrt auf den unterirdischen Strecken bei Neonlicht keine angenehm verbrachte Zeit. Nur noch auf U-Bahnen zu setzen heißt, nur den verbliebenen Autofahrern zuliebe viele um tägliche Lebensqualität zu bringen. Auch ist der Bau dieser Strecken so teuer, dass nicht alle Stadtteile erreicht werden. Wer in anderen Metropolen Tram fährt, bekommt das Stadtleben draußen zu sehen und fühlt sich sicherer als unter der Erde.

Die Abkehr von den Stadtbahnplänen geschah in einem besonderen Klima, als gerade eben war die Primarschule gekippt worden. Es war eine politische Spontanreaktion. Es sind zehn Jahre vergangen. Heute gehen Schüler für den Klimaschutz auf die Straße, bitten uns ihnen die Welt nicht im Chaos zu hinterlassen. Da bietet es sich an, über die Stadtbahn noch mal nachzudenken.