Versteckte Sucht

Apothekerkammer Niedersachsen betont Rolle der Apotheken im Kampf gegen Arzneimittelabhängigkeit

Im Kampf gegen den oft unerkannten Medikamentenmissbrauch kommt Apothekern eine wichtige Rolle zu. „Die beste Chance hat man, wenn man ein vertrauensvolles Verhältnis zu seinen Kunden hat und auf sensible Art mit ihnen sprechen kann“, sagte die Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen, Magdalene Linz, der Deutschen Presse-Agentur.

Beim Apothekertag am Wochenende in Hannover war die Sucht nach Schlaf- und Schmerzmitteln ein Thema. In Deutschland gelten laut Kammer etwa 600.000 Menschen als abhängig von Opiaten, weitere 1,2 bis 1,5 Millionen als abhängig von Benzodiazepinen wie Valium. Nach Angaben der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände steht die Arzneimittelabhängigkeit damit auf Platz zwei – nach Tabak, aber noch vor Alkohol.

Medikamentenmissbrauch lasse sich meist nur bei Stammkunden erkennen, räumte Linz ein. Gerade im ländlichen Raum sei die Bindung zur Apotheke vor Ort sehr groß. Rund 80 Prozent der Kunden gehen laut Kammerpräsidentin nur zu einer Apotheke. Bei dem Thema Sucht seien kommunikative Fähigkeiten gefragt. „Hier sollte es ausreichend spezielle Fortbildungen geben.“ Apotheker könnten Abhängigkeiten zwar nicht therapieren. „Aber wir können Türöffner sein und auf Hilfsangebote hinweisen.“

Wenn Süchtige bei verschiedenen Online-Apotheken bestellten, falle dies niemandem auf, sagte Linz. Aus ihrer Sicht sollten mehr Arzneimittel vom Online-Handel ausgeschlossen werden.

Studien zufolge entwickeln Frauen über 40 Jahren besonders häufig Arzneimittelabhängigkeiten. Diese liegen vor, wenn die Einnahme einer bestimmten Menge an Schmerz-, Schlaf- oder Beruhigungsmitteln notwendig sei, um sich wohlzufühlen oder Belastungen zu bewältigen.

Mittel zum Schlafen oder Beruhigen einzunehmen, halten viele für harmlos. Nach einer Forsa-Umfrage wird der Missbrauch von Medikamenten von 43 Prozent der Deutschen akzeptiert. (dpa)