Ein halber Computer pro Schüler

Senat investiert das Geld aus dem Digitalpakt. Das mache den Unterricht nicht gleich besser, sagt die Linke

„Wichtig ist, wie der Ungleichverteilung von Bildungschancen entgegengewirkt werden kann“

Sabine Boeddinghaus, Die Linke

Von Ann-Kathrin Just

Schulsenator Ties Rabe (SPD) hat gestern im Rathaus seine Pläne zur Umsetzung des Digitalpaktes an Schulen vorgestellt. Die Stadt erhält nach Behördenangaben 128 Millionen Euro der insgesamt fünf Milliarden Bundesgelder, die die digitale Ausstattung an Schulen verbessern sollen.

Mit diesem Geld will Hamburg seine Schulen in den kommenden fünf Jahren auf den Stand der Technik bringen. Alle rund 13.000 Unterrichtsräume der 370 Schulen sollen mit schnellem WLAN ausgestattet werden. Zudem solle in jedem Klassenzimmer digitale Präsentationstechnik zur Verfügung stehen. Mit der Anschaffung weiterer 45.000 Geräte werde die Zahl der für die Schüler vorgesehenen Computer mehr als verdoppelt. Damit käme auf jede der 230.000 SchülerInnen nahezu ein halbes Gerät – je nachdem, wie diese eingesetzt werden sollen. Weiteres Geld soll in die Lehrerfortbildung und digitale Unterrichtsangebote fließen.

FDP-Fraktionschefin Anna von Treuenfels-Frowein kritisiert, die Medienkompetenz sei von so zentraler Bedeutung, dass es abwegig erscheine diese den LehrerInnen zu überlassen. Die FDP schlägt daher vor, zusätzlich ExpertInnen an jeder Schule einzusetzen, um alle LehrerInnen digital fit zu machen.

Zukünftig müsse die Verwaltung der digitalen Infrastruktur mitgedacht und sichergestellt werden, sagte Birgit Stöver, schulpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion. Es bedürfe einer dauerhaften Lösung. LehrerInnen hätten Unterrichtsaufgaben zu erfüllen, daher sei für die Wartung und Unterhaltung der Technik ein IT-Spezialist für jede Schule einzustellen.

Die Linke begrüßt, dass die Gelder aus dem Digitalpakt nun endlich an die Schulen kommen. Das sei aber „wahrlich nichts Revolutionäres“, denn dafür zu sorgen, dass Schulen WLAN-fähig werden und SchülerInnen Ta­blets und digitale Lehrmittel erhalten, sei eine Selbstverständlichkeit.

Sabine Boeddinghaus, bildungspolitische Sprecherin der Linken: „Wichtig ist, wie der Bildungszugang der jungen Menschen durch digitale Medien verbessert und damit der Ungleichverteilung von Bildungschancen entgegengewirkt werden kann.“ Studien zeigten, dass die Qualität des Unterrichts durch Digitalisierung nicht automatisch besser werde. Die Schulen bräuchten neben Fortbildungen auch ausreichende Mittel zur Unterrichts- und Schulentwicklung, um mögliche Vorteile der Digitalisierung auch nutzbar machen zu können.