Andreas Speit
Der rechte Rand
: Warum in der „Titanic“ in Neumünster Soli-Konzerte stattfinden

Foto: Jungsfoto: dpa

Bitte nur intern verteilen“, stand auf dem Flyer für die „geschlossene Veranstaltung“. Der Versuch misslang: Das Solidaritätskonzert „für den Erhalt der Titanic“ im schleswig-holsteinischen Neumünster wurde bekannt. Rund 30 Anhänger der Szene und Freunde kamen am vergangenen Samstag in die rechtsextreme Szenekneipe in Bahnhofsnähe. Mehr als 50 Leute protestierten gegen das Konzert.

„Die Veranstaltung verlief ohne Auffälligkeiten“, sagt ein Sprecher der Polizei der taz, „und ohne Außenwirkung“. In der Kleinstadt finden immer wieder Aktionen gegen die Szenekneipe statt. Nach der Schließung des Szenetreffs „Club 88“ am Stadtrand 2014 wurde die Titanic zu einem Zentrum der Szene. Der Protest antifaschistischer Initiativen dürften den Kneipenbetreiber Horst Micheel zu dem Soli-Konzert bewegt haben. Im Mai 2108 zog er neben Mark Proch für die NPD in den Stadtrat.

Die Binnenwirkung solcher Events ist für die harte Szene nicht unbedeutend. Man feiert gemeinsam, vertieft Beziehungen, knüpft Kontakte und stärkt das Gemeinschaftsgefühl: „Wir stehen zusammen – gegen die Anderen“. Auf dem Flyer rammt ein Hai denn auch einen Eisberg mit dem Logo der „Antifaschistischen Aktion“ der zerschellt, sodass das Kreuzschiff „Titanic“ freie Fahrt hat. „Die Titanic bleibt“ steht in roten Lettern auf dem Bild.

Bei dem „Rock für die Titanic“ waren die Bands„Stonehammer “ und „Karin“ angekündigt. Hinter „Stonehammer“ verbirgt sich der Sänger und Dudelsackspieler „Griffin“, der mit Klarnamen David Allen Surret heißt. Von 1992 bis 2015 trat Surret mit der Band aus Toronto auf. Heute ist er solo unterwegs. Der Kanadier hat seinen Lebensmittelpunkt mittlerweile in Berlin.

Surret ist Ehrenmitglied der Gruppe „Vandalen“. Dieser soll auch Michael Regner, der Sänger der verbotenen Band „Landser“ und der legalen „Lunikoff-Verschwörung“ angehören. Sie sind eng mit dem internationalen Netzwerk „Blood & Honour“ verbunden. Surret beklagt in seinen Liedern das vermeintliche Aussterben der „europiden Rasse“ und hetzt gegen Afro-Amerikaner, Juden, Homosexuelle und Szeneaussteiger.

Andreas Speitarbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland.

Mit etwas anderem Sound trägt „Karin“ ihre Botschaften vor. Mit dem Album „Wut aus Liebe“ ist die Liedermacherin Karin Mundt aus Niedersachsen in der Szene berühmt geworden. Sie besingt im Rockstil oder in Balladen die Liebe zum Vaterland und zu den „Wilden Jungs“, den „harten Kerlen“.

Musikalisch wird sie von „Baron“ unterstützt, dem Gitarristen der „Lunikoff-Verschwörung“. Mundt unterhält beste Szenekontakte. Sie tritt bei den „Hooligans gegen Salafisten“ und bei der NPD auf. Schon im März vergangen Jahres spielte sie in der „Titanic“ bei einer NPD-Veranstaltung.