Nordkoreanische Botschaft in Madrid: Überfall in Wildwestmanier

Im Februar stürmte ein zehnköpfiges Kommando Nordkoreas Botschaft in Madrid. Vermutlich ging es um Informationen über den Ex-Botschafter.

Der Eingang der nordkoreanischen Botschaft, davor ein spanischer Polizeiwagen

Der Überfall fand wenige Tage vor dem Gipfel zwischen Trump und Kim Jong Un statt Foto: reuters

MADRID taz | Es klingt wie ein Hollywood-Film, was die spanische Zeitung El País und die Nachrichtenseite elconfidencial.com berichten. An einem ganz normalen Freitag stürmt „ein Kommando“ aus zehn Männern – „mit Waffen, vermutlich Attrappen“ – die Botschaft Nordkoreas in einem Vorort der spanischen Hauptstadt Madrid. Jetzt bringen die Ermittlungen Ungeheuerliches an den Tag.

„Spanien identifiziert zwei der am Überfall auf Nordkoreas Botschaft Beteiligten und bringt sie mit der CIA in Verbindung“, titelt El País am Mittwoch. Als Quelle nennt Spaniens meistgelesenes Blatt die Polizei und den Geheimdienst CNI. Der Überfall ereignete sich am 22. Februar, nur fünf Tage vor dem Gipfeltreffen von US-Präsident Donald Trump mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un in Vietnam.

Gegen 17 Uhr bemerkten Nachbarn der Botschaft eine schreiende Frau und riefen die Polizei. Als eine Streife eintraf, öffnete ein vermeintlicher Botschaftsmitarbeiter die Tür und erklärte, alles sei in Ordnung. Da Botschaften Immunität genießen, blieb den Beamten nichts anderes übrig, als sich zurückzuziehen und aus gebührender Entfernung das Gebäude, eine Villa in einem teuren Viertel unweit der Büros des Geheimdienstes CNI, zu beobachten.

Kommando nimmt Computer, Unterlagen und Handys mit

Plötzlich öffnete sich das Tor, zwei Limousinen fuhren mit hoher Geschwindigkeit davon. Einer der Fahrer war jener Mann, der die Polizei weggeschickt hatte. Die Fahrzeuge, Eigentum der Botschaft, wurden wenig später verlassen aufgefunden.

Die zehn Männer hatten sich knapp vier Stunden in der Botschaft aufgehalten. Die acht anwesenden Mitarbeiter wurden geknebelt. Ihnen wurden Tüten über den Kopf gestülpt, bevor sie unter Schlägen verhört wurden. Der Chef des Überfallkommandos, der sich laut El País „Empresario“ – „Unternehmer“ – nennen ließ, kümmerte sich in einem Nebenraum persönlich um den Handelsattaché, der die Geschäfte der Vertretung führt, seit der Botschafter Kim Hyok-Chol 2017 wegen Nordkoreas Atomwaffentests ausgewiesen wurde.

Als das Kommando abzog, nahm es Computer, Unterlagen und Handys mit. „Sie wussten genau, was sie mitnehmen wollten“, zitiert El País die Ermittler. Der Überfall galt vermutlich Informationen über Ex-Botschafter Kim. Der ist ein Vertrauter des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un. Er verhandelte im Vorfeld des Gipfels zwischen Trump und Kim in Nordkoreas Hauptstadt Pjöngjang mit dem US-­Sondergesandten Stephen Biegun.

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