Ups, upsi, huch und hach

Über die Kunst der Eröffnung von Debattentexten

Ups – bei der lieben FAZ fangen meinungsstarke Debattentexte zum Beispiel mit diesem Wörtchen an, und wir waren natürlich gleich voll neidisch. „Ups, es ist schon wieder passiert: Die Studienstiftung des deutschen Volkes hat nach scharfen Protesten eine Podiumsdiskussion mit dem Titel ,Diskurs – Feindschaft und das Politische‘ abgesagt, an der Ende März ein prononcierter Vertreter der Neuen Rechten hätte teilnehmen sollen.“ Das hat doch, von inhaltlichen Erwägungen jetzt mal ab, gleich etwas Lockeres.

Auf dem von Teilen der FAZ-Redaktion nicht so geschätzten sogenannten Kurznachrichtendienst Twitter (von einem Teil der FAZ-Redaktion wird er aber auch gern genutzt) kam zwar Spott auf. Der eine sagte, so, jetzt schreibe er vor jedem seiner Debattentexte so ein kraftvolles „Ups“, der andere meinte dagegen, dass „Upsi“ doch eigentlich viel besser wäre. Aber hier, im heimeligen Beton-und-Glas-Palast des neuen taz-Hauses, war dann doch auch Ärger zu registrieren, dass man nicht selbst darauf gekommen ist.

Es muss ja nicht immer „Ups“ sein. Wie wäre es etwa mit einem neckischen „Hach“ oder einem erstaunten „Huch“? „Huch, die deutschen Buchhändler verteidigen Takis Würger und werfen der Literaturkritik einen Überbietungswettbewerb und Brand­rodungskritiken vor.“ Das transportiert das Erstaunen darüber, dass ausgerechnet Buchhändlerinnen und Buchhändler im Börsenblatt literarische Kritik als Einschränkung der „Freiheit des literarischen Schreibens“ werten, doch ganz gut. „Hach, sie wollen bei ihren Bestsellerverkäufen von kritischen Betrachtungen halt nicht gestört werden“ wäre in diesem Zusammenhang vielleicht auch ein passender Satz.

Doch ist bei allen Upsen, Upsis, Huchs und Hachs selbstverständlich Vorsicht geboten. Vor Jahren eröffnete ein Kollege seine positiven Plattenbesprechungen gerne mit einem kernigen „Hut ab!“, und zwar genau so, mit Ausrufezeichen. So geht es nicht. Nach dem dritten Mal war es eh auch abgenutzt. Und ein bekannter Literaturkritiker, der früher auch mal bei der taz war, beschwerte sich noch jahrelang darüber, dass ihm im Eifer des Gefechts mal ein „Ist doch so“ an den Anfang seines Textes hineinredigiert worden war. „Ist doch so“, sagte der Exkollege danach manchmal ganz unvermittelt, „ist doch so.“ Die Kunst, Texte zu eröffnen, ist halt ein weites Feld. Die Kunst, Texte zu beenden, auch. Tja. drk