Lehrer werden gleicher

ErzieherInnen und Grundschullehrkräfte sollen in Bremen besser bezahlt werden. Das hat die rot-grüne Landesregierung am Dienstag beschlossen – und bekommt viel Lob

Im Schnitt 480 Euro mehr im Monat bekommen wird in Bremen, wer Kinder wie diese unterrichtet Foto: Felix Kästle/dpa

VonJean-Philipp Baeck

Bremen will verbeamtete GrundschullehrerInnen wie GymnasiallehrerInnen bezahlen. Das hat der rot-grüne Senat am Dienstag beschlossen. Auch ErzieherInnen sollen in der Stadtgemeinde mehr Geld bekommen, sofern sie in Einrichtungen arbeiten, in denen ihnen die sozialen Umstände viel abverlangen. Profitieren werden 1.400 Lehrkräfte im Land sowie 630 ErzieherInnen bei Kita Bremen. Sobald mit den Freien Trägern die Verhandlungen abgeschlossen sind, wären auch hier 660 ErzieherInnen in Bremen besser dran. In Bremerhaven laufen bei den ErzieherInnen-Gehältern indes noch die Verhandlungen.

Es ist eine Entscheidung, mit der Bürgermeister Carsten Sieling, Bildungssenatorin Claudia Bogedan (beide SPD) und Finanzsenatorin Karoline Linnert (Grüne) gern hausieren gehen. Und: Wer will es ihnen verübeln? Schließlich reagierten auch Gewerkschafts- und Personalrats-VertreterInnen einvernehmlich mit Lob. „Wunderbar“ sei das, sagte etwa Christian Gloede, Landesvorstandsprecher der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Selbst die Mitteilung der Linkspartei hätte fast mit der des Senats verwechselt werden können – würde die Fraktion nicht zudem die generelle Tariferhöhungen für BeamtInnen fordern, die noch ausstehe.

Eines der Ziele der Besoldungserhöhung ist dabei laut Senatorin Bogedan die Fachkräftegewinnung: Aktuell sind in Bremen 34 Stellen im Schulbereich unbesetzt, weitere 90 Stellen bei Kita Bremen.

Dass damit gesellschaftspolitisch gewirkt werden solle, betont Linnert: Bei der Bezahlung von ErzieherInnen hinke Deutschland hinterher, „dahinter steckt ein kinder- und frauenfeindlicher Duktus“ – nach der Devise, Frauen könnten das ohne Ausbildung. Auch hinter der bislang höheren Bezahlung von GymnasiallehrerInnen stecke „ständisches Denken“.

All dem will Bremen nun entgegenwirken – und lässt sich das was kosten. Ab dem 1. August wird die Besoldung verbeamteter LehrerInnen in Grundschule und Sekundarstufe I schrittweise erhöht, bis sie ab August 2021 komplett von der bisherigen Stufe A12 auf A13 angehoben wird. Am Ende mache das im Schnitt 480 Euro mehr im Monat, erklärte Linnert.

Für die grüne Finanzsenatorin ist das ein Abschied von „ständischem Denken“

Bei ErzieherInnen wird das Gehalt von der Stufe S 8a auf Stufe S 8b angehoben, sofern sie in einer von insgesamt 41 Einrichtungen von Kita Bremen oder einer von 96 Einrichtungen Freier Träger arbeiten, die wegen eines Umfelds mit hoher Arbeitslosigkeit, niedriger Abiturquote der Eltern und hoher Zahl an MigrantInnen einen entsprechenden Sozialindex aufweisen.

Der Landeshaushalt wird dadurch bei den LehrerInnen zunächst im Jahr 2019 um 1,4 Millionen Euro belastet, einer Summe, die bis 2022 auf neun Millionen steigt. Die Mehrbedarfe bei den ErzieherInnen kosten 2019 noch 2,8 Millionen, ab 2020 rund 4,8 Millionen. Im laufenden Haushalt bedeute das „erhebliche Anstrengungen“ sagte Linnert. Ab 2020 müssten die Mehrbelastungen in einem künftigen Haushalt berücksichtigt werden.

Nicht angeglichen werden bei Lehrkräften indes die traditionellen Unterschiede bei den Unterrichtsstunden, die in der Grundschule bei 28 und im Gymnasium bei 24 liegen. Begründet wurde das einst auch mit dem Mehraufwand etwa bei der Klausuren-Korrektur. GEW-Landeschef Gloede indes erklärte der taz, in den Grundschulen sei der Aufwand enorm gestiegen, durch notwendige Dokumentationen, Elterngespräche und Fallkonferenzen mit SozialarbeiterInnen. Gloe­de sieht dringenden Angleichungsbedarf.