heute in bremen
: „Bremen kann sich auf die Schulter klopfen“

Foto: Privat

Johannes Foppe, 63, Geschäftsführer der Zentrale für Private Fürsorge, die das hospiz:brücke in Walle betreibt.

Interview Jasmin Johannsen

taz: Herr Foppe, wer geht in ein Hospiz?

Johannes Foppe: Menschen, die schwer erkrankt sind und bei denen eine Heilung ausgeschlossen ist. Sie haben nur noch eine begrenzte Lebenserwartung von wenigen Monaten. Wenn diese Menschen zu Hause nicht mehr optimal versorgt werden können, dann ist das Hospiz der richtige Ort.

Werden Sterbenskranke in Bremen angemessen versorgt?

Da kann sich Bremen endlich auch einmal auf die Schulter klopfen. Sterbenskranke werden hier qualitativ hochwertig umsorgt. Neben zwei Hospizen mit jeweils acht Plätzen gibt es auch den ambulanten Palliativdienst, der die Betroffenen zu Hause betreut. Das Team umfasst sechs Ärzt*innen und 21 Pflegekräfte, die sich ausschließlich um die Gäste in den Hospizen und um Sterbenskranke zu Hause kümmern. Das ist besonders gut, weil sich die Betroffenen nicht an neue Gesichter gewöhnen müssen, wenn sie zum Beispiel von zu Hause ins Hospiz kommen. Das ist wirklich einmalig.

Wie stehen Bremen und Bremerhaven denn im bundesweiten Vergleich da?

In Bremerhaven existiert kein Hospiz, obwohl es Bedarf gibt. Das soll sich in nächster Zeit ändern. Bremen ist im Vergleich aber gut aufgestellt. Im kommenden Jahr eröffnen wir in einem ehemaligen Bauernhof in Arsten ein drittes Hospiz, das auch acht Gäste aufnehmen kann. Zudem haben wir den ambulanten Palliativdienst mit zwei Standorten. Ein drittes Team könnte in nächster Zeit dazu kommen.

Wie viele Betroffene werden pro Jahr aufgenommen?

Anhörung:Wie steht es um die Hospizversorgung im Land Bremen? 16.30 Uhr, Haus der Bürgerschaft, Raum 2

Im Durchschnitt beherbergen wir 120 bis 140 Gäste im Jahr. Die Verweildauer ist oft kurz, auf der Warteliste stehen aber dauerhaft 20 bis 30 Personen. In Anbetracht des demographischen Wandels rechnen wir schon damit, dass die Zahlen in den nächsten Jahren steigen werden.

Wo könnte noch nachgebessert werden?

Vieles läuft in Bremen schon gut. Trotzdem wäre es schön, wenn die Politik uns auch finanziell unterstützen würde. Den Umbau des Bauernhofes in Arsten finanziert unser Verein aus eigenen Mitteln und Spenden, obwohl ja erst mit der Belegung Geld hereinkommt. Da wäre es wünschenswert, wenn wir Unterstützung bei der Vorfinanzierung und in der Planungsphase bekommen könnten.