press-schlag
: Jeden Samstag um halb vier

Wenn die Bundesliga läuft, steht einmal mehr die Rückkehr des Comebacks vor ihrem Revival

Liebe Leserschaft, haben Sie Ihren Kommentator nicht auch schon häufig beneidet? Allein schon, weil er einen Traumjob hat? Mit Kernarbeitszeit am Samstag zwischen 15.30 und 17.15 Uhr? Wenn der Puls einen geradezu bedenklichen Rhythmus schlägt angesichts all dieser spielentscheidenden Treffer in der vierten Minute der Nachspielzeit?

Wenn seine Trommelfelle vibrieren wegen der kochenden Stimmung in den prall gefüllten Stadien? Wenn es keinen Platz auf der Welt gibt, an dem er lieber wäre als in Griffweite seines Laptops? Und in ihm ist nichts als Jung-schwung-Stimmung-Yogurette-Gefühl? Nö? Echt nicht?

Im Gegenteil kommt es Ihnen manchmal so vor, als seien Sie gefangen in einer endlosen Wiederholungsschleife von, sagen wir Freiburg gegen Hertha am 25. Spieltag? Damit soll nichts gegen die Leistungen der beiden mittelständischen Unternehmen geschrieben sein. Sie gehören eben beide zum Füllmaterial der Liga. Aber diese Rolle spielen sie skandalfrei. Erinnert sich noch irgendjemand aus der Leserschaft daran, dass die Freiburger in einem vergangenen Jahrtausend mal als „Breisgau-Brasilianer“ galten, die mit ihrem wieselflinken Kurzpassspiel die Rollen in der Liga auf immer neu definieren würden? Na ja, ist ja auch schon ganz schön lange her seit der Jahrtausendwende …

Manchmal kommt es Ihrem Kommentator so vor, als sei er selbst in einer endlosen Schleife gefangen. Bayern hat am Samstagnachmittag mal wieder gewonnen und wird sich jetzt sich jetzt allmählich von der Konkurrenz absetzen. Neun Spieltage vor Saisonende ist die Meisterschaft also eigentlich schon wieder entschieden.

Vielleicht sollte es die Konkurrenz mal mit einer eingeschleppten Lebensmittelvergiftung versuchen? Aber sobald Ihr Kommentator darüber nachdenkt, beginnt diese Option sich selbst zu disqualifizieren. Denn wahrscheinlich haben die Bayern auch auf der Bank oder in der U23 beeindruckend viele Ärzte und Physiotherapeuten, die nur auf eine Chance lauern, ihr Können unter Beweis zu stellen. Spätestens bis zum nächsten Spieltag würden sie die 13, 14, 17 Spieler wieder leistungsfähig bekommen. Und der FC Bayern hätte nicht nur wieder die beste Mannschaft auf dem Platz, sondern würde dieses Mal auch noch den Mitleids- oder zumindest Tapferkeitsbonus der berichtenden Medien dazubekommen.

Ihrem Kommentator wird jetzt schon schlecht, wenn er sich nur ausmalt, wie der ehemalige Häftling Ulli Hoeneß seine Angestellten über den grünen Klee loben würde. Es wird Zeit, dass Ihr Kommentator mal eine Pause macht. Denn während er dies schreibt, laufen die Abendspiele noch. Vielleicht passiert dabei ja etwas Spektakuläres, das die Sichtweise Ihres Kommentators zu ändern imstande wäre. Auch wenn er gerade überhaupt keine Idee hat, was das sein könnte? Aber erst einmal ein wenig Hoffen. Und Bangen? Vielleicht auch das.

Liebe Leserschaft,

auch Sie werden es mittlerweile gemerkt haben: Alles Hoffen und Bangen war ohne Folgen: Gar nichts Spektakuläres passierte. Jedenfalls nichts, was eine weitgehend erwartbar verlaufende Saison durcheinandergewirbelt hätte.

Nun heißt es also weiter hoffen. Darauf, dass irgendwas Unvorhersehbares passiert, das den Saisonendspurt doch noch spannend macht. Eine Schambeinprellung vielleicht? Allein schon, weil diese Verletzung bereits beim Aufschreiben wehtut? Oder eine Aleppobeule bei Franck Ribéry? Würde man die bei dem Mann eigentlich erkennen?

Liebe Leserschaft,

Sie merken, dass Ihr Kommentator ins Träumen gerät. Verfolgen Sie die fehlenden Begegnungen dieses Spieltags. Wir lesen uns wieder. Knud Kohr