Bahn-Gewinn schmilzt

Neue Rekordzahlen bei Reisenden in ICE und IC steigern Umsatz. Ausgabensperre zum Jahresende verhindert drastischen Einbruch des Ertrags

Ein scharfer Sparkurs zum Jahresende hat der Deutschen Bahn nach Angaben aus Konzernkreisen das Betriebsergebnis gerettet. Das mehrfach gesenkte Gewinnziel für 2018 konnte mit 2,11 Milliarden Euro knapp geschafft werden, wie mehrere mit den Zahlen vertraute Personen am Dienstag sagten. Das Ergebnis lag damit nur leicht unter dem Vorjahreswert von 2,15 Milliarden. Anders sieht es beim Nettogewinn aus, also nach Zahlung von Steuern und vor allem Zinsen des hochverschuldeten Staatskonzerns: Dann bleiben der Bahn noch 540 Millio­nen Euro, ein Drittel weniger als 2017. Davon muss noch eine Dividende an den Bund abgeführt werden. Dass der Gewinn nicht noch stärker absackte, ist vor allem der Ausgabensperre zu verdanken, die Konzernchef Richard Lutz im September verhängt hat.

Beim Umsatz konnte die Bahn im abgelaufenen Jahr mit gut 44 Milliarden Euro um gut 3 Prozent zulegen, sagten Konzernmitarbeiter. Ein Grund dafür seien die neuen Rekordzahlen im Fernverkehr mit IC und ICE. Diese werden allerdings mit vergleichsweise niedrigen Ticketpreisen erkauft, was den Gewinn bremst. In diesem Jahr rechnet der Konzern internen Unterlagen zufolge nur noch mit einem Betriebsgewinn von 1,9 Milliarden Euro.

Damit kann der Konzern weder die Modernisierung der Fahrzeugflotte noch neues Personal bezahlen. Dabei ist es das erklärte Ziel, die Verspätungen im Personenverkehr zu verringern und auch den Güterverkehr zuverlässiger zu machen. Allein 2019 fehlen der Bahn rund 2,2 Milliarden Euro. Das Unternehmen muss also entweder die Schulden, die schon jetzt die 20-Milliarden-Euro-Grenze erreicht haben, weiter nach oben treiben. Oder es werden Tochterfirmen wie der internationale Nahverkehrsbetreiber Arriva zum Verkauf gestellt.

Mit dem Thema Verkäufe soll sich noch im März der Aufsichtsrat befassen. Geplant ist demnach, dem Vorstand den Auftrag zu erteilen, Verkaufsoptionen oder Möglichkeiten für einen Börsengang vorzuschlagen. Während es bei Arriva um einen Totalverkauf gehen könnte, werde bei der Logistiktochter Schenker nur der Einstieg eines Investors geprüft. „Schenker steht bei den Überlegungen nicht im Vordergrund“, sagte ein Aufsichtsrat. (rtr)