Kulturprojekt macht Lärm

AktivistInnen wollen nahe des Flughafens im Sommer wieder das Projekt „Irgendwo“ starten. Noch warten sie auf Genehmigung, obwohl die Behörden sie unterstützen

Bunt und schön oder Ruhe störend? Projekt „Irgendwo“ im Jahr 2017 Foto: Kulturbeutel e.V.

Von Teresa Wolny

Der Winter ist kaum vorbei, da denken die AktivistInnen des Kulturprojekts „Irgendwo“ schon an den Sommer: Auch 2019 wollen sie eine Fläche an der Amelie-Beese-Straße in der Nähe des Flughafens bespielen. Dafür haben sie einen Antrag auf Zwischennutzung der Fläche an das Bauressort gestellt. Der wird derzeit noch überprüft. Wie so oft geht es dabei auch um Fragen des Lärms. Ihr Fall ist auch ein Beispiel dafür, wie es zwischen Behördenpraxis und freier Kulturszene zu Reibungen kommen kann.

Bereits in den letzten zwei Jahren hatten freiwillige Kulturschaffende auf der Fläche an der Amelie-Beese-Straße ein Projekt unter dem Namen „Irgendwo“ organisiert und sich in dem Verein „Kulturbeutel e.V. zusammengeschlossen.

Auch während der kommenden Sommermonate wollen sie nun auf dem Gelände wieder verschiedene Veranstaltungen stattfinden lassen. Das Programm, das sich vor allem an ein junges Publikum richtet, umfasst etwa Open-Air-Kinoabende, Workshops und Partys.

Doch bevor es soweit ist, muss nun die Baubehörde den Antrag des Vereins überprüfen. Insbesondere geht es dabei um die Bewertung des Fachbereichs für Emissionsschutz, also darum, wie viel Lärm vor allem bei den nächtlichen Partys zulässig ist. Erst dann kann wiederum der Neustädter Beirat, der in Kontakt mit den betreffenden AnwohnerInnen steht, darüber beraten, erklärte ein Sprecher des Vereins.

Die Kultur-AktivistInnen sitzen dabei auf heißen Kohlen: Das Projekt soll Mitte Mai starten, bis April brauchen sie die Genehmigung, um mit dem Aufbau zu beginnen.

Eine Situation wie 2018 wollen sie vermeiden. „Letztes Jahr haben wir erst einen Tag vor der geplanten Eröffnung die Genehmigung aus dem Bauressort erhalten“, sagte der Vereinssprecher, und erklärte auch, dass dazu erst politischer Druck nötig war. Immerhin hätten in diesem Jahr auf dem Gelände der Wirtschaftsförderung noch Teile der Infrastruktur überwintern dürfen.

Miriam Strunge, kulturpolitische Sprecherin der Linksfraktion, plädiert vor diesem Hintergrund insgesamt für Veränderungen im Umgang mit freien Kulturschaffenden. „Im Moment ist mein Eindruck, dass die Struktur in der Baubehörde nicht kompatibel mit den Bedarfen der jungen freien Kulturszene in Bremen ist.“

„Durch zu viel bürokratisches Handeln kann ein Kulturprojekt zerstört werden“

Miriam Strunge, Linke

Sie habe viel Respekt vor dem ehrenamtlichen Engagement von Kulturbeutel e.V. „Wir reden hier von einem Engagement, das man nicht voraussetzen kann, wenn man junge Kulturschaffende wirklich fördern will.“ Sie erwarte daher, dass das Bauressort Nutzungsflächen auch für Gruppen zur Verfügung stellt, die weniger hartnäckig und ausdauernd sind als der Kulturbeutel-Verein. „Durch zu viel bürokratisches Handeln kann ein Kulturprojekt zerstört werden, das eigentlich alle wollen“, so Strunge. Sie wünsche sich klarere Zuständigkeiten in den Behörden, um Prozesse zu beschleunigen. Oft sei die zeitliche Dauer der Punkt, an dem ein Projekt scheitert.

Auch im Bauressort indes sieht man das Projekt positiv. Der Eindruck, dass die Baubehörde das Projekt verhindern wolle, sei falsch, erklärte Ressortsprecher Jens Tittmann. „Wir haben auch aus stadtentwicklerischen Gründen ein hohes Interesse daran, dass so ein Projekt möglich ist“. Dafür sei in den vergangenen Jahren viel getan worden, wie etwa das Gesetz für Open-Air-Partys oder durch Beteiligung der Zwischenzeitzentrale. Dennoch müsse man sich an Bundesgesetze, besonders an das Emmisionsschutzgesetz halten, um AnwohnerInnen vor nächtlichen Ruhestörungen zu schützen, sagte Tittmann. Zudem müsse geklärt werden, wie die Überprüfung der Grenzwerte gewährleistet werden könne.

Unterstützt wird das Projekts in diesem Jahr zudem durch Mittel des Kultursenators. Diese reichten jedoch bei Weitem nicht aus, um die Kosten zu decken, so der Verein. Deshalb seien die Partys als Einnahmequelle wichtig. Dabei soll dieses Jahr weniger gefeiert werden. Der Fokus liege auf dem Tagesprogramm.

Linken-Politikerin Strunge sieht gerade in puncto Förderung eine Verbesserung für die junge Szene. Im Kulturressort solle ein neuer Fördertopf etabliert werden: flexibler und leichter zugänglich auch für eher unkonventionelle Projekte wie das „Irgendwo“.