Das war
: Sig Sauer hört den Schuss nicht

Gerichtsprozesse eröffnen oft den Blick auf tiefes menschliches Elend. So auch die Verhandlung gegen drei Manager des Waffenherstellers Sig Sauer, die in Kiel vor dem Landgericht standen. Sie haben zu verantworten, dass rund 38.000 Pistolen aus dem Werk in Eckernförde über den Umweg USA nach Kolumbien verkauft wurden.

Einige dieser Waffen landeten nach Recherchen der Kinderrechtsorganisation Terre des hommes später in den Händen krimineller Banden und Paramilitärs. Zivilisten starben durch die Wummen made in Germany. Aber nicht darum ging es bei dem Prozess, sondern um die ernsthaften Probleme, die eine Verurteilung für die Manager mit sich bringen könnte: Bei einer Freiheitsstrafe von über einem Jahr wäre der Waffenschein weg – und das geht natürlich gar nicht, wenn man in der Knarrenbranche tätig ist. Das Gericht signalisierte Entgegenkommen: Gegen ein Geständnis sollen die drei Herren Bewährungs- und Geldstrafen erhalten.

Eigentlich ist ja auch nichts Besonderes passiert. Finden jedenfalls die Angeklagten und der Firmenanwalt des Sig-Sauer-Konzerns, der aus einem Geflecht verschiedener Holdings, GmbHs und Standorten besteht. Die „kleine Schwester Eckernförde“ hat zwischen 2009 und 2012 doch bloß Waffen an die „große Schwester“ Sig Sauer Inc. in New Hampshire geliefert. Die hatte mit der über alle Zweifel erhabenen damaligen Obama-Regierung ein Geschäft abgeschlossen: Die Waffen sollten an die lupenreine Regierung in Kolumbien und ihre ­grundsolide Polizei geliefert werden, als Hilfe im Krieg gegen die Drogen.

Warum das irgendjemand, zum Beispiel eine deutsche Bundesregierung, nicht so super finden könnte, konnte gerade der CEO der amerikanischen Sig Sauer Inc. gar nicht verstehen. Und dass er überhaupt zuständig war für den Export aus Deutschland, habe er auch erst aus der Anklageschrift erfahren.

18 Verhandlungstage hatte das Gericht angesetzt – aber nach den ersten zwei Runden sieht es so aus, als liefe es auf einen kurzen Prozess heraus. Es wird vermutlich zu einer Verurteilung kommen, zu Bewährungsstrafen für die Manager und einer Geldbuße für den Konzern. Die DemonstrantInnen, die zum Prozess angereist waren, hätten sich ein längeres Verfahren und ein deutlicheres Signal gegen Waffenexporte gewünscht. Esther Geißlinger