Wölfe in Deutschland

Von Lehnin in Brandenburg bis nach Grafenwöhr in Bayern ist eine Wolfsfähe gelaufen, hat dort einen Rüden getroffen. Vielleicht stammt er aus dem Hochgebirge und verbindet die europäischen Wolfspopulationen aus Deutschland und Polen mit der aus dem Alpenraum.

Kaum ein anderes Wildtier wird in Deutschland so genau beobachtet wie Wölfe. Und so wissen die WildbiologInnen, dass Wölfe sich seit dem Jahr 2000 von der Lausitz in Sachsen über Brandenburg und Niedersachsen verbreiten. 73 Rudel und 30 Paare leben nach den bestätigten Zahlen aus dem Monitoringjahr 2017/2018 in Deutschland. Die Zahl dürfte inzwischen höher liegen, Brandenburg bestätigt 38 Rudel im Januar 2019. Mecklenburg-Vorpommern meldet sechs Rudel, nach vier Wolfsfamilien im Jahr zuvor.

Einzelne Wölfe auf der Suche nach einem Territorium können überall auftauchen. Ob sie sich niederlassen und fortpflanzen, hängt von der Menge an Beutetieren und Rückzugsräumen ab. Beliebt sind Truppenübungsplätze und alte Tagebaulandschaften. Wölfe brauchen aber keine Wildnis, sondern leben wie andere Wildtiere überall in der Landschaft – wenn Menschen sie in Ruhe lassen.

Wölfe sind geprägt auf die Jagd von Paarhufern wie Rehe, Wildschweine oder Hirsche. Sie fressen auch Früchte und Aas, weshalb Wölfe auch auf Rinderweiden unterwegs sind und totgeborene oder nach der Geburt gestorbene Kälber fressen. Ungeschützte Schafe, Ziegen oder auch Kälber sind eine verlockende Beute für Wölfe. Wenn die Tiere leicht zu haben sind, greifen sie auch mal zu. Trotzdem gehören Nutztiere nicht zum regelmäßigen Speiseplan von Wölfen, wie Kotanalysen ergeben haben. In nur 1,1 Prozent der Haufen haben WildbiologInnen die Reste von Nutztieren nachgewiesen.

Der Wolf ist nach deutschen und EU-Artenschutzgesetzen eine streng geschützte Art. Wölfe dürfen nicht gestört, gefangen oder getötet werden. Bundes- und Landesregierungen sind gesetzlich verpflichtet, einen „guten Erhaltungszustand“ zu erreichen. Da wenige Wölfe in einem Familienverband eine Fläche von 100 bis 350 Quadratkilometern benötigen, dauert es noch, bis Deutschland die gesetzlichen Anforderungen erfüllt.

Problemwölfe, die immer wieder in geschützte Herden einbrechen oder sich menschlichen Siedlungen zu sehr nähern, dürfen auch nach geltendem Recht „entnommen“ werden. Seitdem die Wölfe nach Deutschland zurückgekehrt sind, hat kein einziger Wolf einen Menschen angegriffen. Ulrike Fokken