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Das große Bild

Eine Metastudie ergab: Ökolandbau ist klarer Punktsieger bei Umwelt- und Ressourcenschutz

Das staatliche Thünen-Institut und sechs weitere Forschungsorganisationen haben die Leistungen von Ökolandbau und konventioneller Landwirtschaft für Umwelt und Gesellschaft verglichen. Dabei handelt es sich um die umfangreichste Metastudie, die zu dieser Frage je angestellt wurde. Bewertet wurden die sieben „Leistungsbereiche“ Wasser, Boden, Biodiversität, Klimaschutz, Klimaanpassung, Ressourceneffizienz und Tierwohl anhand von 33 Indikatoren.

Bei 26 Indikatoren punktet der Ökolandbau mit höheren Leistungen für Umwelt und Gesellschaft, bei sechs sind die Leistungen von bio und konventionell vergleichbar, bei nur einem leistet öko weniger.

„Die Studie zeigt, dass Ökolandbau beim Umwelt- und Ressourcenschutz deutliche und messbare Vorteile bringt. Die Politik setzt zu Recht auf Bio, um wichtige Ziele für Umwelt und Klima zu erreichen und sollte ihre Anstrengungen verstärken. Denn dann können mehr Bauern auf Bio umstellen und das Wachstum des Marktes, der ihre Leistungen möglich macht, wird verstetigt“, sagt Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), zu den Ergebnissen der Untersuchung und betont: „Jeder Euro für Bio bedeutet eine Investition in sauberes Wasser, gesunde Böden und Klimaschutz.“

Pluspunkt Gewässerschutz

Bio punktet besonders dort, wo Landwirtschaft in der Breite nachhaltiger werden muss: 71 Prozent der Paarvergleiche ökokonventionell ergeben, dass Bio mit Blick auf den Gewässerschutz eindeutige Vorteile bringt, da weniger kritische Stoffe eingesetzt werden wie Stickstoff oder chemisch-synthetische Pestizide. Bei der Bodenfruchtbarkeit sind 56 Prozent der untersuchten Biobetriebe im Vorteil, wenn man alle Indikatoren zusammen betrachtet. Die Regenwurmpopulation in Bioböden ist im Mittel sogar um 94 Prozent höher, bei 62 Prozent der Vergleichspaare war der Oberboden der Biobetriebe weniger übersäuert.

Eindeutig belegen lässt sich auch der Vorteil von Öko für die Artenvielfalt. Im Mittel lagen die Artenzahlen der Ackerflora bei Öko-Bewirtschaftung um 95 Prozent, bei den Feldvögeln um 35 Prozent höher. Auch beim Klimaschutz bringt Bio positive Effekte: Empirische Messungen ergeben, dass die Böden unter ökologischer Wirtschaftsweise in unseren gemäßigten Klimazonen weniger Treibhausgase produzieren. Bio-Böden weisen im Schnitt einen zehn Prozent höheren Gehalt an organischem Bodenkohlenstoff auf. Sie entnehmen über die Photosynthese der Pflanzen Kohlendioxid aus der Atmosphäre und ­legen es dauerhaft im Humus fest.

Auf Klimawandel reagieren

Bio ist auch positiv mit Blick auf die Klimaanpassung. Öko-Böden nehmen nachweislich schneller Wasser auf und speichern dieses besser – das ist vorteilhaft sowohl bei Starkregen als auch Trockenheit. Im Bereich Ressourceneffizienz untersuchten die Wissenschaftler beispielhaft die Stickstoff- und die Energieeffizienz beider Systeme. Ergebnis: Bei der Stickstoff- und der Energieeffizienz liegt Bio klar im Vorteil gegenüber der konventionellen Landwirtschaft.

Mit Blick auf die Tiergesundheit ergab sich über alle Tierarten und Produktionsrichtungen kein klares Bild. Nur wenige Studien berücksichtigen bisher neben der Gesundheit weitere Dimensionen des Tierwohls, wie etwa das artgerechte Verhalten und emotionale Befinden der Tiere.

Die vorhandenen Studien deuten hier beim Tierverhalten und beim emotionalen Befinden Vorteile der ökologischen Tierhaltung an – zum Beispiel, weil die Tiere mehr Platz im Stall und Auslauf haben. (lk)